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Übersee

von Peter Fritz
(Washington DC)



Sparversion

Christliche Jugendgruppen in den USA haben vor ein paar Jahren damit begonnen, die kleinen Armbänder mit den vier Buchstaben unters Volk zu bringen. „WWJD" lautet die Inschrift darauf, die Abkürzung der Frage „What would Jesus do?", zu deutsch etwa „Was würde Jesus tun, wäre er jetzt an meiner Stelle?". Würden sich alle Menschen vor jeder Entscheidung diese Frage stellen, so könnte sich der Lauf der Welt zum Besseren wenden, so hoffen die Träger des Fragenkürzels.
Aber vor kurzem haben die vier Buchstaben eine neue Bedeutung bekommen. „What would Jesus drive?", also „Welches Auto würde Jesus fahren, wäre er heute auf der Welt?", fragten sich die Mitglieder des amerikanischen Kirchenrates, und sie gaben auch gleich die symbolische Antwort dazu: Vor den Hauptquartieren der großen Autofirmen in Detroit fuhren Ordensschwestern in neuartigen japanischen Benzinsparautos vor, die auf hundert Kilometer gerade einmal fünf Liter schlucken.
Die Aktion war vor allem als Protest gegen die profitabelsten Produkte der Autoindustrie gedacht: jene Ungetüme, die aussehen wie bullige Geländefahrzeuge, mit denen aber kaum jemand abseits der Straßen unterwegs ist. Zwanzig Liter können sie locker auf hundert Kilometer vertragen.
Jesus hätte der Umwelt zuliebe die Sparautos gewählt, davon sind die Kirchenvertreter überzeugt. Aber sie ernteten auch Widerspruch. Der Kolumnist George Will meinte, Jesus sei seinerzeit in Jerusalem mit einem wenig ökonomischen und stark verschmutzenden Transportmittel eingeritten, auf einem Esel nämlich. Aber von diesem Modell war damals auch beim besten Willen noch keine Sparversion zu haben.



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