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Übersee

von Peter Fritz
(Washington DC)



Guter Zweck

Jedes Schulkind kennt Sally Foster. Alle Eltern von Schulkindern kennen Sally Foster. Aber die wenigsten wissen, daß es diese Frau tatsächlich gibt. Man kennt Sally Foster als Markennnamen und als Ausprägung einer höchst lukrativen Geschäftsidee. Jedes Jahr stellen sich tausende Kinder mit ihren Eltern freiwillig in den Dienst von Sally Foster, fahren ständig neue Verkaufsrekorde ein und bekommen noch dazu das Gefühl, für einen guten Zweck zu arbeiten.
Die echte Sally Foster ist heute 62 Jahre alt und sehr reich. Vor 30 Jahren hatte sie die zündende Idee. Ihr Mann stellte mit einer kleinen Firma in South Carolina Geschenkspapier her. Sally Foster fing damit an, dieses Papier über Schulen und deren Elternvereine zu verkaufen, mit einem verlockenden Angebot: 50 Prozent der Einnahmen darf man behalten, sie fließen in die Schulkasse. In den USA, wo viele Schulen von den Steuerzahlern sehr knapp dotiert werden, schlug die Idee sofort ein. Auch wir bleiben von Sally Fosters Geschäftsgeist nicht verschont. Im September bringen die Kinder den bunten Katalog nach Hause. Man erwartet von uns, daß wir möglichst allen Freunden und Bekannten große Ladungen von Geschenkspapier andrehen, denn der Schule kann das nur nützlich sein. Sally Fosters Papier ist schön anzusehen und von guter Qualität, aber es ist natürlich auch viel teurer als alles, was es in den Geschäften gibt; die großzügige Spende an die Schulen muß ja von irgendwo herkommen.
Wir haben brav unsere Elternpflicht erfüllt und große Mengen aus der bunten Papier- Kollektion bestellt. Für unsere eigenen Kinder sollten wir die Geschenke aber vielleicht anders verpacken. Sonst geht es uns wie den Eltern eines Siebenjährigen, der angesichts der weihnachtlichen Bescherung ausrief: „Mama, Papa, das ist aber komisch, daß sogar Santa Claus bei Sally Foster einkauft!"



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