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Übersee

von Peter Fritz
(Washington DC)

Neues Leben

Der Mann ist von unbändigem Ehrgeiz getrieben. Und er wirkt ein bißchen unheimlich, wenn er seine Ziele verkündet. Aber bisher ist ihm so ziemlich alles gelungen, was er so großspurig verkündet hat.
Die Rede ist vom Biologen und Gentechniker Craig Venter. Vor vier Jahren hatte er verkündet, daß es ihm mit großen Computern und neuen Formeln gelingen würde, in kurzer Zeit die Erbsubstanz des Menschen zu entschlüsseln. Keiner hielt das für möglich, aber er schaffte es.
Jetzt setzt er zum nächsten Schritt an. Craig Venter will ein Lebewesen künstlich erschaffen. Aus einzelnen Genbausteinen will er das Erbgut eines primitiven Einzellers zusammenbauen. Er träumt davon, in Zukunft Bakterien nach Maß zu züchten. Sie sollen imstande sein, etwa die Abgase eines Kraftwerks einfach aufzufressen und in harmlose Teile zu zerlegen.
Und was ist, wenn sich die neuen Bakterien anders verhalten als geplant? Wenn sie ausbrechen, sich vermehren und vielleicht sogar neue Krankheiten auslösen? Ausgeschlossen, sagt Craig Venter. Die Zellen würden sich selbst zerstören, wenn sie ins Freie gelangen sollten. Eine Firma namens ProdiGene hat etwas ganz ähnliches versprochen. Die Firma züchtet genveränderte Maispflanzen, die einen Impfstoff für Schweine produzieren. Nie im Leben würden diese Pflanzen in die menschliche Nahrung gelangen, hieß es. Aber vor kurzem mußten in Iowa hunderte Tonnen Mais vernichtet werden, weil das angeblich Unmögliche eben doch passiert war.
Menschen versprechen vieles, vor allem dann, wenn gute Geschäfte winken. Aber ob ein ihre Versprechen zu auch halten sind, das bestimmt noch immer die launenhafte Natur.