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Übersee

von Peter Fritz
(Washington DC)

Aufatmen

Ich habe ein angennehmes Wochenende mit meiner Famile hinter mir. Am Samstag habe ich meine Tochter Klara zum Schul- Fußballmatch begleutet, am Sonntag haben wir einen Spaziergang unternommen und anschließend waren wir einkaufen, in einem der großen Shopping- Center draußen vor der Stadt. Alles ganz normal- oder? Bis auf die Tatsache, dass wir am Wochende davor nicht im Traum daran gedacht hätten, auch nur eine dieser Aktivitäten zu unternehmen. Klaras Fußballturnier war gestrichen, Spazierengehen schien wenig einladend zu sein, und Einkaufstouren versuchte man aufzuschieben, solange es nur irgendwie ging.
Drei Wochen lang haben die zwei mysterösen Heckenschützen auch uns in ihren Bann geschlagen. Auf gewisse Weise hatte man schon mit der Gefahr zu leben gelernt, hatte versucht, möglichst jedes Risiko zu vermeiden. Manche haben dabei zu etwas makabren Kalkulationen gegriffen, wie einer meiner Freunde. Er hörte im Radio von einem neuen Anschlag in den südlichen Vororten, rund 60 Kilometer von unserem Wohnort entfernt. Die Tat war gerade erst eine halbe Stunde her. Mein Freund schwang sich sofort ins Auto, fuhr zur nächsten Tankstelle und füllte seinen Tank. Denn er wußte, dass es der Schütze in dieser kurzen Zeit mit Sicherheit nicht schaffen konnte, unsere Gegend zu erreichen.
Jetzt steigen wir wieder sorglos ins Auto, um unseren Alltagsgeschäften nachzugehen. Auch wenn gerade darin der große Trugschluß liegt. Denn selbst auf dem Höhepunkt der Heckenschützen- Terrors sind in und um Washington mehr Menschen bei Autounfällen ums Leben gekommen als durch die unheimlichen Kugeln aus dem Hinterhalt.