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Überseevon Peter Fritz
Im GästehausAls Journalist kommt man ab und zu an Orte, die dem breiten Publikum verschlossen bleiben. Als Bundeskanzler Wolfgang Schüssel jüngst in Washington war, da durften wir Journalisten zwar nicht mit zum Treffen mit Präsident Bush im Oval Office (nur der Kameramann bekam kurz Zutritt), aber stattdessen durften wir später das Blair House ausgiebig besichtigen, das offizielle Gästehaus des Präsidenten. Ein Protokollbeamter führte uns durch die historischen Räume, alle mit viel Prunk, aber auch mit viel Stil und Geschmack eingerichtet. Zu jedem der Räume gab es Geschichten zu erzählen.Wir versammelten uns um einen massiven Konferenztisch: „An diesem Tisch wurde der Marshallplan zusammengestellt, das Wiederaufbauprogramm für Europa nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs", berichtet unser kundiger Führer. Dann kamen wir in einen angenehm begrünten Innenhof. „Jackie Kennedy hat seinerzeit durchgesetzt, daß das gegenüberliegende Amtshaus an dieser Seite bis zum fünften Stock hinauf keine Fenster hat. Sie wollte nicht, daß neugierige Beamte den Staatsgästen in die Fenster blickten", bekamen wir zu hören. Dem Bundeskanzler hatten es besonders die Kunstschätze des Hauses angetan. Vom Maler John James Audubon, der die Tierwelt Nordamerikas in fazinierenden Bildern und Drucken festgehalten hat, gibt es im Blair House ein Werk nach dem anderen. Ich habe Audubon früher sehr bewundert, weil mir dachte, daß er seinerzeit nach der Art heutiger Tierfilmer lange im Wald ausgeharrt hat, um seine einzigartigen Portraits seltener Vögel aufs Papier zu bannen. Erst viel später habe ich gelernt, daß sich Audubon die Sache etwas leichter gemacht hat: Er erlegte die Vögel mit einem Schrotgewehr und malte sie dann in Ruhe, in täuschend lebensecht gehaltenen Posen. So hat auch die Kunst im Lauf der Geschichte zuweilen ihre Opfer gefordert. Copyright © |