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Überseevon Peter Fritz
BücherfestWas ein Elefant im Porzellanladen so alles anrichten kann, das kann man sich lebhaft vorstellen. Aber jetzt stellen Sie sich einmal vierzig Dreijährige vor, die zugleich in eine Buchhandlung kommen! Ich nehme an, die altehrwürdigen und alteingesessenen Buchhändler in Österreich würden schon beim Gedanken daran vor Schreck erstarren. Gebrüll und Geschrei in den heiligen Hallen des Geistes! Eselsohren in der kostbaren Ware! Ältere Kundschaften, die erschreckt das Weite suchen! Warum sollte man sich das antun? Die Antwort darauf: Ganz einfach, weil die Sache trotz allem ein gutes Geschäft sein kann.Die Dreijährigen sind Kindergartenkinder. Mein Sohn Simon ist einer von ihnen. Und die Buchhandlung ist eine Filiale des Riesenkonzerns Barnes & Noble. Die Firma macht unserem Kindergarten ein Angebot, das man nicht ausschlagen kann: An einem Abend im Jahr können die Kinder und ihre Eltern in der Kinderbuch- Abteilung ein buntes Treiben veranstalten. Die Lehrerinnen sind auch dabei und lesen Geschichten vor, an Tischen wird gebastelt, und die Kinder können nach Herzenlust im Buchangebot wühlen. Eine Kassa im Geschäft ist drei Stunde lang für den guten Zweck reserviert. Von jedem Buch, das dort gekauft wird, bekommt der Kindergarten 25 Prozent. Die Bücherkette Barnes & Noble läßt also nicht nur die Dreijährigen ihre Räume verwüsten, sie verzichtet auch noch dazu freiwillig auf ein Viertel ihres Umsatzes. Was geht hier vor? Die Sache ist keine reine Wohltätigkeitsaktion; sie zahlt sich für das Geschäft immer noch aus. Denn die Eltern kaufen viel, schon weil das Gewissen drückt, wenn die Kinder Eselsohren fabrizieren. Die Eltern kaufen alle ihre Büchergeschenke an diesem Abend, weil sie wissen, daß der Kindergarten davon profitiert. Und wenn der Zweck ein guter ist, dann läßt man die baren Mittel gleich viel bereitwilliger fließen. Copyright © |