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Übersee
von Peter Fritz
(Washington DC)
Tips von der Army
Selten haben wir uns über strömende Regenfälle so gefreut wie am Ende der letzten Woche. Der Regen macht vieles einfacher. Wir müssen unseren Kindern keine langen Erklärungen dafür geben, dass sie in der Schulpause nicht ins Freie dürfen. Und wenn es draußen grau ist, dann wird es ihnen auch nicht so sehr auffallen, daß im Klassenzimmer jetzt ständig die Jalousien zu sind. Das Fußballtraining am Nachmittag ist gestrichen, wegen des Regens. Es wäre auch bei Schönwetter gestrichen worden. Dann hätten wir den Kindern mehr erzählen müssen.Meine siebenjährige Tochter Klara weiß ohnehin, was los ist. Aber sie will sich nichts anmerken lassen. Sie schaut kurz auf die Schlagzeile der „Washington Post" und dreht die Zeitung dann um. Noch schafft sie es offenbar, etwas zeitgleich aus den Augen und aus dem Sinn zu verlieren.
Auch den Erwachsenen geht es schon so ähnlich. Man spricht nicht mehr so offen vom wahnsinnigen Heckenschützen, der sich in den Vororten von Washington herumtreibt. Aber man tauscht Tips aus, für das Alltagsleben in der neuen Situation. Man spricht darüber, welche Tankstellen jetzt günstig liegen, weil es rund um sie wenig Platz zum Verstecken gibt. In der „Washington Post" geben altgediente Ausbildner vom Militär Überlebenstips: Im Freien immer in Bewegung bleiben, immmer hinter Mauern oder Säulen Deckung suchen, bei Nacht lieber an dunklen Ecken stehen als unter Lichtern.
Wer hätte daran gedacht, daß wir in unserem friedlichen Vorstadtidyll auf einmal auf die Erfahrung der Army- Rangers angewiesen sein würden. Wir sind nicht im Krieg, aber der unsichtbare Feind hat uns alle in seiner Gewalt.
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