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Überseevon Peter Fritz
Wahl- DebakelEin Taxifahrer, der meinen Kameramann und mich durch Washington kutschierte, nahm sich kein Blatt vor dem Mund: "Wissen Sie, was mich an der ganzen Sache so aufregt?" fragte er. „Daß die ganze Welt jetzt über uns Amerikaner lacht. Wie oft haben wir anderen Ländern zeigen wollen, was Demokratie ist, haben ihnen vorgemacht, wie man faire und gerechte Wahlen organisiert, und jetzt bringen wir das im eigenen Land nicht zusammen."In den ersten Tagen waren alle noch recht gelassen. Aber je länger die Zählmisere in Florida dauert, desto ungeduldiger wird der Rest des Landes. Noch ist kein Ende in Sicht. Amerika steht ohne einen Wahlsieger da. Wie konnte es dazu kommen? Als Beobachter aus Europa ist mir eines sofort aufgefallen: Jeder Bezirk entscheidet hier autonom darüber, wie sein Stimmzettel aussehen soll, und das bei einer bundesweiten Wahl. Allein in Florida gibt es 67 Bezirke, daher 67 verschiedene Wahlsysteme. Da kann es dann eben passieren, daß ein Stimmzettel so mißverständlich gestaltet wird, daß die Leute den Falschen erwischen. In diesem Fall war es der Rechtsaußen Pat Buchanan, der selbst zugegeben hat, daß er bei den Wählern von West Palm Beach sicher nie so viele Stimmen bekommen hätte, wenn sich die Gore- Wähler nicht vertan hätten. Dazu kommt eine starke Skepsis gegenüber allem, was Steuergeld kostet. Bei den Wahlen sind fast ausschließlich freiwillige Helfer im Einsatz. Die Zählmaschinen sind oft dutzende Jahre alt, die Abläufe sind manchmal völlig unklar. Bisher gab es fast immer einen Kandidaten, der die Nase viel weiter vorne hatte als der andere, die Ungenauigkeiten am Rand fielen daher nicht so ins Gewicht. Aber jetzt könnten eben genau diese Ungenauigkeiten wahlentscheidend sein. Der nächste Präsident wird nicht nur den Wählern, sondern auch dem Zufall und dem Glück einen gehörigen Dank abstatten müssen. Copyright © |