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Übersee

von Peter Fritz
(Washington DC)

Einfach kompliziert

Nach fast einem Jahr Abwesenheit war ich vor kurzem wieder ein paar Tage in Österreich. Vom Wahlergebnis einmal abgesehen, ist mir eine Veränderung ganz besonders aufgefallen: Österreich ist zum Handy- Land geworden. Ob in Wien oder in Kärnten, scharenweise begegnen einem Menschen, die redend vor sich hin marschieren, das kleine Wunderding dicht ans Ohr gepreßt. Der harte Konkurrenzkampf der Anbieter hat die Preise fallen lassen, und so ist im Lauf nur eines Jahres das Handy zur Selbstverständlichkeit geworden.
Und wie sieht es in den USA aus, in der angeblich technisch am weitesten fortgeschrittenen Nation der Welt? Viele Amerikaner besitzen ein Handy. Aber die meisten dieser Geräte beruhen auf einem veralteten System, bei dem die Batterien nur ein paar Stunden lang halten. Wer erreichbar bleiben will, der leistet sich daher zusätzlich zum Handy noch einen Piepser, und er schaltet das Handy erst dann ein, wenn auf dem Piepser die Bitte um Rückruf aufscheint. Keine sehr elegante Lösung, aber ziemlich typisch für die Mischung aus Spitzentechnik und Rückständigkeit, die das Alltagsleben hier prägt.
Bestes Beispiel dafür ist der Zahlungsverkehr: Statt Geld von einem Konto aufs andere zu überweisen, schicken die Amerikaner viel lieber Schecks mit der Post hin und her. Jetzt bieten manche Banken aber auch die modernste Methode an: Internet- Banking am Computer. Das Problem dabei ist, daß viele Betriebe nach wie vor nur Schecks als Zahlungsmittel akzeptieren. Daher sind die Banken auf einen Kunstgriff verfallen. Wenn ich übers Internet meinen Auftrag abschicke, dann rasselt im Bankgebäude ein Computerdrucker los, druckt einen Scheck, steckt ihn in ein Kuvert, und weiter geht´s mit der Post an den Empfänger. Man scheut also keine Kosten und Mühen und marschiert schlußendlich doch wieder mit der Kirche ums Kreuz.