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Übersee

von Peter Fritz
(Washington DC)



Patrioten

Das Land ist im Kriegszustand, und auf einmal vollzieht sich im Weißen Haus ein auffallender Wechsel. Plötzlich tragen die wichtigsten Leute im Stab des Präsidenten Anstecker mit der amerikanischen Fahne auf ihren Rockaufschlägen. Sie sind nicht die einzigen, die Patriotismus mit einem Mal ganz groß schreiben: Im ganzen Land werden Fahnen gekauft wie nie zuvor, das Sternenbanner weht an allen Ecken und Enden.
Die USA nach dem 11. September 2001? Ja, da sieht es auch so aus. Aber das Stimmungsbild, das ich zuvor beschrieben habe, stammt nicht aus diesem oder dem letzten Jahr, sondern aus dem Jahr 1969. Die Amerikaner hatten sich in einen Vietnam in einen brutalen Dschungelkrieg hineingeritten. Jede Woche mußten hunderte ihrer Soldaten sterben, die meisten gerade einmal 19 Jahre alt. Es waren Wehrpflichtige, die der Staat in eine Uniform gesteckt und um die halbe Welt geschickt hatte, in einen Krieg, an dessen Sinn viele von ihnen arge Zweifel hatten. Aber dem Weißen Haus gelang es in dieser Zeit, erfolgreich an den Patriotismus der Mehrheit zu appellieren. Präsident Nixon schaffte im Jahr 1970 die Wiederwahl. Später stolperte er im Watergate- Skandal über dubiose Machenschaften im Wahlkampf, aber den glücklosen Krieg in Vietnam hätten ihm die Wähler durchaus verziehen.
George Bush spielt jetzt ein ähnliches Spiel: Jeder, der gegen ein kriegerisches Eingreifen im Irak ist, wird vom Präsidenten und seinen Leuten als schlechter Patriot hingestellt und hat es damit vor den Wählern schwer. Unvernünftig darf man ruhig sein in Amerika, aber unpatriotisch zu sein, das gilt als Inbegriff der Sünde schlechthin.



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