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Übersee

von Peter Fritz
(Washington DC)



Sturmerprobt

Der nunmehr 71jährige Fernsehjournalist Dan Rather ist eine Reporterlegende in den USA. Er war der erste, der vor 39 Jahren den Tod von Präsident Kennedy aus Dallas meldete, er riskierte sein Leben als Kriegberichterstatter in Vietnam, Afghanistan und Nahost, und er hat mit lästigen Fragen ganze Scharen von amerikanischen Präsidenten zur Weißglut getrieben.
Aber wenn die Amerikaner an Dan Rather denken, dann fällt ihnen zumeist ein Bild ein: Dan Rather im Hurrikan. Sturmgebeutelt, triefnaß, an einen Telegraphenmasten geklammert, um im Angriff der Böen nicht davonzufliegen, so meldete sich Rather vor sieben Jahren aus Florida, um den Amerikanern lebhaft vor Augen zu führen, was sie ohnehin schon wußten: daß es nämlich in einem Wirbelsturm recht windig zugeht.
Es dürfte die Hoffnung auf einen neuerlichen Auftritt von dieser Art sein, die Dan Rather jetzt schon bei den geringsten Wetterkapriolen neuen Alarm schlagen läßt. Politisch war die letzte Woche vom Säbelrasseln gegen den Irak geprägt, aber für Rather war das nur das Thema zweiter Wahl. Er ließ seine Abendnachrichten auf CBS drei Tage lang mit dem Sturm „Isidore" beginnen, den er ankündigte, als würde das Ende der Welt in greifbare Nähe rücken. Dabei hatten die Meteorologen schon Tage zuvor gemeint, daß der Sturm nicht allzu schlimm ausfallen würde. Aber in Dan Rathers Nachrichtenshow wurde auch die kleinste Überschwemmung zum Weltereignis hochgefeiert. Nur auf die Nummer mit dem Telegraphenmasten mußte Rather diesmal verzichten. Der Versuch, aus Mücken Elefanten zu machen, stößt schließlich sogar im Fernsehen an gewisse natürliche Grenzen.



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