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Übersee

von Peter Fritz
(Washington DC)



Die Fahrer- Falle

Auch in Kärnten haben viele Autofahrer einen Verdacht: Sie meinen, daß die Polizei besonders gerne dort auf Schnellfahrer lauert, wo es viel zu holen gibt.
In Mack´s Creek, einer kleinen Gemeinde im amerikanischen Mittelwesten, hat dieser Verdacht ganz sicher zugetroffen. Mack´s Creek hat 242 Einwohner, und Arbeitsplätze sind rar. In der Gemeindekasse herrschte gähnende Leere. Vor zehn Jahren kam dann der Bürgermeister auf eine lukrative Idee. Er ließ eine eigene Gemeindepolizei aufstellen, mit vier Beamten, mit schnellen Streifenwagen und mit nagelneuen Radarpistolen.
Seither wurde in Mack´s Creek gestraft, soviel nur ging. Die Tafeln mit dem Tempolimit wurden dort aufgestellt, wo es steil bergab geht; die meisten Durchreisenden bremsten zu spät und faßten saftige Strafen aus. Es genügte auch, beim Fahren die weiße Linie am rechten Straßenrand zu streifen. Schon war die Polizei von Mack´s Creek mit einem Strafzettel zur Stelle. Einmal wurde dort sogar ein Reiter aufgehalten, weil sein Pferd in der Morgendämmerung unbeleuchet unterwegs war.
So kam es, daß die Strafzettel zur wichtigsten Einnahmequelle des Ortes wurden. Vor vier Jahren noch kamen drei Viertel des Gemeindebudgets aus Strafgeldern. Aber dann hielt ein Polizist den Falschen auf: Es war ein Abgeordneter des Bundesstaats Missouri, der dem Treiben schließlich ein Ende setzte. Er drückte ein Gesetz durch, wonach eine Gemeinde höchstens 45 Prozent ihrer Einnahmen aus Verkehrsstrafen beziehen darf.
Die Folge: Der Ort Mack´s Creek schlitterte in den finanziellen Ruin. Das Finanzamt beschlagnahmte das letzte Geld aus der Gemeindekasse, und die einst so stolze Polizeitruppe wurde aufgelöst. Die Einwohner tragen die prekäre Lage mit Fassung. Einer von ihnen sagt: "Wenigstens sind wir jetzt nicht mehr im ganzen Land als Straßenräuber verschrieen."



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