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Übersee

von Peter Fritz
(Washington DC)

Nichts ist sicher

Ganz Amerika zerbricht sich den Kopf darüber, wie das Fliegen sicherer werden soll. Der Präsident will mehr Kontrollen, dazu Panzertüren vor den Pilotenkanzeln und bewaffnete Aufpasser auf möglichst jedem Flug. Von besorgten Fluggästen kommen ständig neue Vorschläge: Ein Narkosegas, das der Pilot in die Kabine einleiten könnte, wenn sich Luftpiraten dort erheben. Freiflüge für Polizisten außer Dienst, wenn sie bereit sind, ihre Dienstwaffen mit an Bord zu nehmen. Die Pilotengewerkschaft will jetzt, daß Piloten Pistolen tragen dürfen.
Was lernen wir daraus? Meiner Meinung nach leider nur eines: Daß nämlich der nächste Terroranschlag sicher nicht mit Hilfe eines Flugzeugs verübt wird. Man beseitigt die Gefahr nicht, man verlagert sie nur an andere Stellen. Es spricht sich in Terroristenkreisen rasch herum, wenn Flugzeuge besser gesichert sind. Umso größer ist die Verlockung, das nächste Mal einfach wieder einen Lastwagen mit Sprengstoff anzufüllen und damit vor ein lohnendes Ziel zu fahren. Oder- das ist die derzeit gängigste Schreckensvision- Terroristen könnten versuchen, Giftgas oder Krankheitskeime freizusetzen, irgendwo im Land.
Es ist ein nur allzu menschlicher Wesenzug, daß man sich in erster Linie vor der Gefahr schützen will, die einen im jeweils letzten gefährlichen Moment bedroht hat. Es ist aber leider ein Wesenszug jedes Terroristen, daß er stets neue Wege suchen wird, um zuschlagen zu können. Die gefragteste Ware in meiner Umgebung ist jetzt übrigens Wasser in Flaschen. Viele unserer Nachbarn haben Notvorräte davon angelegt. Experten versichern, daß es sehr schwierig ist, das Leitungswasser zu vergiften. Aber die selben Experten hätten sicher auch vor dem 11. September erklärt, daß es nahezu unmöglich ist, vier Flugzeuge zugleich zu entführen und sie als Waffen einzusetzen, zum vieltausendfachen Mord.