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Überseevon Peter Fritz
Teure MonsterLetztes Wochenende haben unsere beiden Nachbarsbuben einen Verkaufsstand aufgebaut, in der Garageneinfahrt, schön einsehbar von der Straße aus. Dort haben sich der neunjährige Tomas und der siebenjährige Nicolas einen ganzen Vormittag lang hingesetzt, vor sich die knallbunte Ware. Für meine Augen hat das Sortiment wie ziemlich gewöhnliches, bunt bedrucktes Papier ausgesehen. Aber die Kenner, im Alter zwischen sechs und zehn, wußten sofort, was hier zu haben war: Pokemon- Karten! Pokemon heißt so viel wie „Pocket Monster". Das sind kleine, bunte Fabeltiere aus Japan. Begonnen haben sie als Figuren in einem Computerspiel. In den letzten Monaten haben sie ganz Amerika im Sturm erobert. Es gibt eine Pokemon- Fernsehserie, es gibt Pokemon- Spielzeug in allen Formen, vor allem aber gibt es die bunten Karten, um die sich jetzt alles dreht.Der ganze Ehrgeiz der kleinen Pokemon- Enthusiasten gilt einer vollständigen Sammlung. Es gibt mehr als 150 verschieden Pocket- Monster. Kaufen muß man die Sammelkarten im Zehnerpack, um rund 130 Schilling. Nicht schlecht, wenn man bedenkt, daß die Herstellung eines bunten Bildchens vielleicht gerade einmal zehn Groschen kostet. Jetzt allerdings haben die Pokemon- Hersteller einen Prozeß am Hals. Erboste Eltern klagen die Firma, weil sie den Kindern die Katze im Sack verkauft. Manche Karten werden nämlich nur ganz selten in die Tüten gesteckt, und das erhöht ihren Tauschwert enorm. Besonders seltene Monsterkarten werden jetzt zu Schwarzmarktpreisen gehandelt, um mehr als 500 Schilling. „Die Firma betreibt auf Kosten der Kinder ein illegales Glücksspiel", sagt der Anwalt der klagenden Eltern. Aber immerhin lernen die Kleinen auch bei Pokemon etwas. Das alte Grundgesetz des Handels nämlich: Jede Minute kommt ein Dummer auf die Welt, und daher gibt es jede Minute eine neue Chance, jemandem was zu verkaufen. Copyright © |