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Wochenschau
von Peter Fritz
Wien
Nobel
Sie sind in schwarze Roben gehüllt und tragen Schürzen aus dunkelstem Dunkelgrau. Sie bewegen sich in einem anmutigen Wiegeschritt, ein dezentes Lächeln weicht nie von ihren Zügen, und die berühmte Frage, die es so nur hier zu hören gibt, rollt ihnen im gepflegtesten Ton über die sanft geschürzten Lippen: „Haben schon gewählt?“.Die seltsame, unpersönlich- noble Anrede gehört zum Erbe des Hauses, in dem ich mich letzte Woche zu einem Geschäftsessen aufhalten durfte: die k. u. k. Hofzuckerbäckerei Christian Demels Söhne in Wien, weitum schlicht als „der Demel“ bekannt. Das Essen war mittelmäßig, aber die Desserts- wie könnte es dort anders sein- vorzüglich.
Viele kommen zum „Demel“, um teure, süße Mitbringsel einzukaufen, viele kommen, um die prunkvollen Räume zu bewundern, mit der neuen, gläsernen Schaukonditorei. Aber die größte Bewunderung muss den Demelinerinnen gelten, wie die Damen vom Personal dort heißen. Einst kamen sie alle aus der Klosterschule, daher noch heute die strenge, schwarze Tracht. Als mich eine von ihnen fragte: „Wollen vielleicht einen Aperitiv?“, musste ich mir auf die Lippen beißen, um nicht loszulachen. Ja, dort redet man wirklich so. Kein Klischee, sondern lebendige, wenn auch ziemlich verschrobene Tradition.
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