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Übersee

von Peter Fritz
(Washington DC)



Bewährungsprobe

Voriges Jahr, im Wahlkampf, da mußte der Kandidat George Bush passen, als ihn ein Interviewer nach dem Namen des Präsidenten von Pakistan fragte. Jetzt kennt George Bush den Mann ganz sicher, und er braucht ihn auf einmal auch. Es war die verblüffendste Konsequenz aus den Terroranschlägen, daß sich die Amerikaner auf einmal darauf besinnen, daß es einen Rest der Welt gibt, mit dem man sich befassen sollte.
Bis vor kurzem hatte für sie die Linie gegolten, sich in außenpolitischen Dingen nach Möglichkeit zurückzuhalten. Damit ist es jetzt vorbei. Wenn George Bush das Wort an die Nation richtet, dann hört die ganze Welt gespannt zu. Und wenn ihm eine unbedachte Äußerung entschlüpft, dann geht ein Stirnrunzeln um den Erdball.
Es war kein Geniestreich, daß George Bush Steckbriefe aus dem Wilden Westen mit ihrer Parole: „Gesucht- tot oder lebendig" zitierte, als es um die Jagd nach dem Hauptverdächtigen Osama Bin Laden ging. Noch ungeschickter war es von ihm, den Kampf gegen den Terror als „Kreuzzug" zu bezeichnen. Millionen Moslems waren empört, ließen vor ihrem geistigen Auge die Greueltaten der Kreuzritterheere des Mittelalters Revue passieren. Aber man muß George Bush zubilligen, daß er lernfähig ist. Der Kreuzritter- Vergleich wurde umgehend mit Bedauern zurückgenommen, und an die Sprache der Westernfilme lehnt sich der Präsident jetzt nicht mehr so oft an wie früher.
Überhaupt sind die Amerikaner jetzt auch bemüht, Freunde und Verbündete nicht zu vergrämen. „Unbegrenzte Gerechtigkeit" war der ursprüngliche Name für den Militäraufmarsch gegen den Terror. Moslemische Gelehrte machten darauf aufmerksam, daß nach ihrer Lehre nur Gott unbegrenzte Gerechtigkeit ausüben kann. Der Name wurde fallengelassen. Es kann den Amerikanern also auch in diesem Fall nicht mehr ganz egal sein, was der Rest der Welt von ihnen hält.



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