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Übersee
von Peter Fritz
(Washington DC)
Wohltäter
Wenn Sie hier durch ein Krankenhaus oder ein Museum gehen, dann wird Ihnen eines sehr schnell auffallen: Namensschilder, soweit das Auge reicht. Das Labor ist nicht einfach ein Labor. Es ist das „John M. Smith- Labor". Die Galerie ist die „Frank A. Miller- Galerie", und zuweilen erinnert sogar ein Portrait aus Bronzeguß an Mister Miller, den großen Wohltäter. Das ist der Dank dafür, daß der reiche Spender den Bau finanziert hat. Mr. Miller kann auch einen Vorteil daraus ziehen, denn er kann seine Spende von der Steuer absetzen.Der größte Wohltäter ist derzeit Bill Gates, Chef des Computergiganten Microsoft. Er steckt 190 Milliarden Schilling in eine soziale Stiftung. Kein großes Problem für ihn. Bill Gates ist rund 900 Milliarden Schilling schwer.
Im Fall von Oseola McCarty sieht die Sache ganz anders aus. Frau McCarty ist vor kurzem in ihrer Heimatstadt Hattiesburg in Mississippi gestorben, mit 91 Jahren. Sie war eine Wohltäterin der ganz besonderen Art. Mit zwölf Jahren mußte sie die Schule verlassen, um für eine alte Tante zu sorgen. Als Wäscherin und Büglerin schuftete sie seither ihr ganzes Leben. Sie lebte sehr bescheiden und trug immer wieder Geld auf die Bank, und als sie 87 Jahre alt war, da hatten sich auf ihrem Konto mit Zins und Zinseszins mehr als 1,8 Millionen Schilling angesammelt.
Oseola McCarty nahm das gesamte Geld und stiftete es der Universität von Süd- Mississippi, für bedürftige Studenten. Ihr Hautfarbe war schwarz. Sie konnte sich noch gut an die Zeit erinnern, in der schwarze Studenten gar nicht an diese Universität gehen durften.
Ihre Spende machte sie mit einem Schlag berühmt. Der Präsident empfing sie im Weißen Haus. Sie übernachtete zum ersten Mal in ihrem Leben in einem Hotel. Vor der Abreise machte sie dort noch feinsäuberlich das Bett. Das wäre einem Bill Gates sicher nie in den Sinn gekommen.
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