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Übersee

von Peter Fritz
(Washington DC)

Ein Jahr danach

Was jeder hier in Washington noch in Erinnerung hat vom 11. September 2001, das ist der strahlend schöne, frühherbstlich blaue Himmel. Später ragte dann eine schmutziggraue Rauchwolke in diesen tiefblauen Himmel hinein. Das Pentagon stand in Flammen. Jetzt, ein Jahr danach, ist das Pentagon wieder intakt. Die Leute vom Bau haben alles darangesetzt, zeitgerecht zum 11. September fertig zu werden, und es ist ihnen gelungen.
Immerhin etwas, was unbestreitbar erreicht und abgeschlossen wurde. Vom Kampf gegen Osama Bin Ladens Terrortruppe läßt sich das nicht behaupten. Keiner weiß, was aus Bin Laden geworden ist, aber eines weiß man sicher: Seine Leute sind noch aktiv, und auch ihre Geldreserven sind weitgehend intakt geblieben. Wie sieht es dann mit der anderen Seite des Kriegs gegen den Terror aus, mit dem Ausbau der inneren Sicherheit in Amerika? Auch hier nur Flickwerk. Trotz angeblich so strenger Kontrollen ist es den Inspektoren der Sicherheitsbehörden in letzter Zeit immer wieder gelungen, Messer, Sprengstoff und sogar Pistolen an Bord von Linienmaschinen zu schmuggeln.
Ob die massive Verhaftungswelle nach dem 11. September irgendetwas gebracht hat, ist kaum abzuschätzen. Denn die Regierung bewahrt meist Stillschweigen über die Verhafteten, und damit sind ihre Fälle den kontrollierenden Augen der Öffentlichkeit entzogen. Noch räumen die Amerikaner ihrem Präsidenten einen großen Vertrauensvorschuß ein. Aber auch dieses Vertrauen wird langsam angeknackst. Vor allem angesichts der Tatsache, daß sich George Bush mit dem Irak gleich das nächste Abenteuer mit ungewissem Ausgang aufs Kriegerfähnlein schreibt.