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Übersee

von Peter Fritz
(Washington DC)



Zwei Fragen

Die Nachricht klingt fast so, als wäre das Amen im Gebet abgeschafft worden. Vorige Woche hat die amerikanische Verkehrssicherheitsbehörde verkündet, daß mit sofortiger Wirkung die legendären zwei Fragen entfallen können, die bisher jeder Flugreisende auf dem Boden der USA über sich ergehen lassen mußte. „Hat Sie irgendjemand, den Sie nicht kennen, gebeten, etwas mit an Bord zu nehmen?" und „Haben Sie Ihr Gepäck zu jeder Zeit persönlich beaufsichtigt", das sind die Fragen, auf die man natürlich stets ein lautes „NEIN" und ein lautes „JA" zu erwidern hatte. Ich gebe es zu: Auch wenn mein Gepäck vielleicht ein paar Stunden im Hotel untergestellt war, bevor ich weiterreiste, habe ich nie gezögert, es als „ständig unter meiner Aufsicht" befindlich schönzulügen. Wer weiß, was mich sonst für Scherereien erwartet hätten.
Seit 16 Jahren war es für die Fluglinien Pflicht, ihren Passagieren am Gepäckschalter die ominösen Fragen zu stellen. Aber jetzt hat die Behörde zugegeben, was ohnehin jeder vermutet hat: Es ist kein einziger Fall nachgewiesen, in dem durch das Stellen der beiden Fragen ein Anschlag oder eine gefährliche Situation verhindert worden wäre. Sogar die Attentäter vom 11. September hätten die Fragen ganz ehrlich beantworten können. Ihr Gepäck war sicher stets unter ihrer Kontrolle, und ganz bestimmt hatte ihnen auch kein Unbekannter etwas mitgegeben.
Auf dem Formular für die Einreise ohne Visum bleibt dagegen meine Lieblingsfrage bestehen: „Haben Sie die Absicht, sich in den USA an strafbaren oder unmoralischen Handlungen zu beteiligen?" Mögliche Antwort: „Nein- aber ist Lügen wirklich unmoralisch?"



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