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Übersee

von Peter Fritz
(Washington DC)



Die Lächel- Schule

Wer nicht lächeln kann, der soll kein Geschäft aufmachen. Diesen Spruch haben sich die Amerikaner sehr zu Herzen genommen. Lächeln ist im Geschäftsleben Pflicht. Wenn ich hier einen Supermarkt betrete, dann strahlen mir alle Verkäufer entgegen und haben ein freundliches "Hi, wie geht´s" auf den Lippen. Nicht ganz freiwillig allerdings. Ich könnte ja auch einer der gefürchteten "Mystery Shopper" sein, ein Geisterkunde, der die Verkäufer im Auftrag der Firma heimlich testet.
Die Supermarktkette Safeway hat eine Skala mit 19 Punkten, mit der die Geisterkunden die Freundlichkeit der Angestellten beurteilen. Grüßen und Lächeln stehen an oberster Stelle, dazu kommen weitere Punkte wie etwa großzügiges Anbieten von Kostproben in der Fleisch- und Käseabteilung und geduldiges Weiterleiten von Kunden, die irgendetwas im Geschäft nicht finden. Wer ein schlechtes Freundlichkeitszeugnis verpaßt bekommt, der wird in Spezialkurse geschickt, die im Angestelltentratsch "die Clownschule" heißen.
Den Angestellten macht die verordnete Freundlichkeit zuweilen ganz schön zu schaffen. So haben Frauen, die bei Safeway arbeiten, schon schlechte Erfahrungen mit ihren netten Worten gemacht. Ältere Herren unter den Kunden dachten nämlich an Annäherungsversuche und wurden recht lästig. Andere Verkäufer beklagen, daß sich manche Kunden so lange Kostproben reichen lassen, bis sie ein komplettes Menü im Bauch haben.
Als Kunde lasse ich mir die Freundlichkeit aber gerne gefallen. auch wenn sie manchmal schon etwas anstrengend wird. Ich fühle mich ja doch moralisch verpflichtet, auf das ständige "Hi, wie geht´s" ebenso gutgelaunt zu antworten, auch wenn hinter mir zum Glück kein Freundlichkeits- Inspektor lauert.



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