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von Peter Fritz
(Washington DC)

Alarmstufe

Zu meiner morgendlichen Laufrunde mußte ich mich diese Woche ganz schön überwinden. Schon zeitig früh am Morgen steht die Luft hier dick und schwer. Wenn man sie inhaliert, dann wälzt sie sich wie eine heiße, zähflüssige Substanz in die Lunge. Und das ist erst der Anfang. Ein Stunde später kommt durchs Radio die Warnung: Code Red, also Alarmstufe rot. Das bedeutet Ozonalarm. Die Luft ist gesundheitsgefährdend in diesen Tagen, vor allem für Kinder und ältere Leute. Gut, daß meine Kinder gerade einen Strandurlaub in Virginia absolvieren, denke ich mir, und dann steige ich ins Auto, für die Fahrt ins Büro.
Bei Code Red sollte man eigentlich aufs Autofahren verzichten. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind sogar gratis, wenn es Ozonalarm gibt. Aber die Bequemlichkeit siegt nun einmal, und ich werfe meinen Sechszylinder an, um noch etwas mehr Ozon in die Smog- geschwängerte Luft zu pumpen.
Ich bin nicht der einzige. Der Verkehr hat zwar nachgelassen, aber nur deshalb, weil viele der Augusthitze Richtung Strand entflohen sind. Die, die in der Stadt verbleiben, stöhnen in Hitze und Smog, flüchten in ihre Häuser und Büros- und drehen die Klimanalage auf höchste Kühlungsstufe.
Ein paar hundert Kilometer weiter müsen daraufhin die alten, kohlengetriebenen Kraftwerke mit Volldampf laufen und Unmengen an Schadstoffen rausblasen. Das erhöht die Temperaturen und die Smog- Gefahr, und so dreht sich die Spirale immer schön weiter. Nur eines befolge ich bei Ozonalarm sehr streng: Das Rasenmähverbot. Bei 40 Grad im Schatten denke ich- ehrlich gesagt- ohnehin nicht einmal im Traum an liebevolle Grünlandpflege.