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Übersee

von Peter Fritz
(Washington DC)



Bettelbriefe

Drei Dinge sind im amerikanischen Präsidentenwahlkampf besonders wichtig: erstens Geld, zweitens noch mehr Geld und drittens besonders viel Geld.
George Bush, Gouverneur von Texas und Sohn des früheren Präsidenten, hat da leicht lachen. Bush ist der voraussichtliche Kandidat der Republikaner, und seine Wahlkampfkasse ist schon jetzt prall gefüllt. Rund 50 Millionen Dollar hat George Bush auf der Seite, das sind rund 650 Millionen Schilling. Das hindert seine Mitarbeiter aber nicht daran, noch weiter sammeln zu gehen.
Eine gewisse "Miss Austrian Radi" in Washington hat vor kurzem einen Bettelbrief von George Bush erhalten, mit Kästchen zum Ankreuzen für die Spendenhöhe: von 25 Dollar aufwärts bis zur gesetzlich erlaubten Obergrenze von 1000 Dollar. Die Frau Austrian Radi existiert allerdings nicht wirklich; Sie steht im Telefonbuch mit ihrem vollen Namen, als Austrian Radio and Television, und das ist mein Arbeitsplatz, das ORF- Büro in Washington.
Nun ist unser Büropapierkorb groß, und wir mußten daher nicht lange überlegen, was wir mit dem Brief anfangen sollten. Ein anderer Mann hingegen hat ein ähnliches Schreiben bekommen und wurde fuchsteufelswild deswegen. Sein Name ist Dr. Bernard Lewinsky aus Beverly Hills. Er wurde von Bill Clintons Rechtshilfefonds um eine Spende gebeten. Nach dem turbulenten Jahr der Sex- und Lügenaffäre hat Bill Clinton bei seinen Anwälten noch Rechnungen von mehr als 10 Millionen Dollar offen. Aber auf eine Spende von Dr. Lewinsky wird er vergeblich warten. Denn der Arzt hat schon Unsummen an Rechtsanwaltskosten bezahlt, für seine Tochter Monica, die Schlüsselfigur der ganzen Affäre. "Ihr müßt Vollidioten sein, wenn ihr mir so einen Brief schickt", schrieb Dr. Lewinsky auf das Briefkuvert, gleich unter die Worte "Zurück an den Absender".
Nichts für ungut, Herr Doktor! Probieren wird man´s ja noch dürfen...



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