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von Peter Fritz
(Washington DC)

Neu im Bus

Ein Kollege aus Wien, der vor kurzem hier vorbeischaute, war entzückt: „Die gelben Schulbusse gibt´s ja wirklich!", rief er aus. Er hatte sie nur aus Filmen und Fernsehserien gekannt, die schweren, knallgelben, schuhschachtelförmigen Busse, die jetzt, zum Beginn des Schuljahres, wieder scharenweise durch unsere Straßen schnaufen. Ich schaue die Busse seit kurzem viel aufmerksamer an, denn seit dieser Woche sitzt in einem von ihnen meine Tochter Klara. Im Oktober wird sie fünf Jahre alt. Nach den hiesigen Vorschriften muß sie daher schon in die Pflichtschule gehen. Die erste Klasse heißt „Kindergarten", sie hat aber mit den Kindergärten, wie wir sie zuhause kennen, nur wenig zu tun.
Mindestens eines Stunde am Tag muß fürs Lesenlernen oder fürs Rechnen verwendet werden, so steht es im neuen, soeben beschlossenen Lehrplan. Angeblich sind die Kinder mit fünf Jahren leicht dafür zu begeistern. Ich habe mir in diesem Alter die Zeit noch mit unschuldigen Spielen vertreiben können. Meine Tochter steckt dagegen mit fünf Jahren schon in der Karrieremühle.
Apropos Schulbus: Vor kurzem hat es sich in der Nähe von Washington zugetragen, daß einer dieser Busse mit Volksschulkindern an Bord verlorenging, fast vier Stunden lang. Eltern zitterten um ihre Kinder, die am frühen Nachmittag zurückerwartet wurden. Des Rätsels Lösung: Die Fahrerin des Busses, unterwegs an ihrem ersten Arbeitstag, war an einer Kreuzung falsch abgebogen und hatte sich daraufhin heillos verirrt. Offenbar wollte sie ihren Fehler nicht eingestehen. Daher begab sie sich auf eine stundenlange Irrfahrt kreuz und quer durch die Vororte und rief die Zentrale erst zu Hilfe, als der Abend schon zu dämmern begann. Vielleicht sollte man in alle Lehrpläne eine Zusatzlektion einbauen: Über die Wichtigkeit, es rechtzeitig zuzugeben, wenn man einmal nicht mehr weiter weiß.