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Übersee

von Peter Fritz
(Washington DC)



Kein Grün mehr

Wie gerne haben wir den Blick schweifen lassen aus unserem Gartenfenster, hinaus auf den dichten, saftigen, grünen Rasen hinter dem Haus und auf die Bäume und Büsche, die ihn sanft umrahmen. Alles vorbei. Früher hatte unser Rasen vereinzelte braune Flecken. Jetzt hat er vereinzelte grüne Stellen, und auch die werden mit jedem Tag weniger. Unser Rasen muß verdorren, so will es das Gesetz. Im Bundesstaat Maryland, wo ich wohne, ist jedes Gießen des Rasens verboten worden. Auch das Autowaschen ist nicht mehr erlaubt. Wer es dennoch probiert, der kann mit Strafen bis zu 1.000 Dollar rechnen.
Fragen Sie mich nicht, wann es zum letzten Mal so richtig geregnet hat. Es ist sicher schon Monate her. In ganz Maryland hat die Dürre die Trinkwasserreserven schwinden lassen. Gouverneur Parris Glendening ist hier so etwas wie der Landeshauptmann. Er mußte die Notbremse ziehen, als die Großstadt Baltimore nur noch Wasserreserven für 31 Tage hatte. Seither ist das Gießen verboten, und unser Rasen ist erledigt. Die "Washington Post" hat übrigens sofort einen Reporter losgeschickt, um den Privatgarten des Gouverneurs unter die Lupe zu nehmen. Aus der Geschichte war aber beim besten Willen kein Skandal zu machen. Auch die Lieblingsblumen des Gouverneurs, die Azaleen, sind am Strauch verdorrt, und sein Rasen ist genauso braun wie unserer.
Wer diesen Anblick nicht mehr aushält, der kann jetzt auch künstlich nachhelfen. Seit kurzem ist hier Rasengrün in der Spraydose erhältlich. Die Hersteller versichern, daß die Farbe unschädlich und biologisch abbaubar ist.
Bei meiner langsam ergrauenden Haarpracht habe ich bisher jeder Versuchung widerstanden. Ich färbe meine Haare nicht. Aber bei meinem Rasen helfe ich vielleicht doch einmal nach. Graue Schläfen machen ja angeblich interessant. Aber von braunen Rasenflecken hat das noch nie jemand behauptet.



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