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von Peter Fritz
(Washington DC)

Autodoktor

Es gibt Automechaniker, die haben etwas mit geschickten Ärzten gemeinsam. Sie wissen immer einen Rat, machen einem immer Hoffnung, und erst wenn gar nichts mehr hilft, fassen sie einen fest ins Auge und rücken mit der wahren Diagnose heraus.
Der Mechaniker meines Vertrauens heißt Danny. Vertrauen ist vielleicht zuviel gesagt, denn Danny hat mir schon so manchen Schmäh aufgebunden. Aber er hat es stets mit der souveränen Art eines Mediziners getan.
Die schweren Ami- Schlitten sind robust und komfortabel. Aber sie haben einen schwachen Punkt. Sie haben automatische Getriebe, und das heißt: wenn das Getriebe kaputt ist, dann ist sehr viel kaputt.
Wie ein Kranker, der die wahre Diagnose schon ahnt, habe ich meinen alten Ford zu Danny in die Werkstatt gebracht. Die Gänge schalteten zeitweise nicht mehr richtig hoch. Ich mußte den Motor laut aufheulen lassen, um halbwegs vom Fleck zu kommen. Danny schaute kurz unter die Motorhaube, ging dann ins Hinterstübchen seiner Werkstatt und kam mit einer Plastikflasche in der Hand wieder. Daraus schüttete er mit Kennermiene eine Geheimtinktur ins Getriebeöl und bat mich, ein paar Tage weiterzufahren. Tatsächlich: die Symptome verflogen sofort. Einen Tag später strahlte mir Danny entgegen: „Na, ist das nicht ein wahres Wundermittel?" Ich pflichtete ihm bei. Aber ein paar Tage später kam die Ernüchterung. Jetzt war der Wagen fast überhaupt nicht mehr zu bewegen.
Danny verzog keine Miene: „Na ja, eigentlich war es schon beim ersten Mal für alles zu spät", meinte er jetzt. Das Wundermittel aus der Vorwoche tat er mit einem geringschätzigen Schulterzucken ab. „Ein neues Getriebe muß her, etwas was anderes hat keinen Sinn", so lautete diesmal die Diagnose. Die Reparatur kostet ungefähr so viel, wie der ganze Wagen wert ist. Und im Unterschied zu den Medizinern nimmt Dr. Danny keinen Krankenschein.