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Übersee

von Peter Fritz
(Washington DC)



Schön sprechen

Vor kurzem bin ich in der Stadt Atlanta durch die unterirdische Fußgängerzone spaziert. Der weitläufige Bereich, "Underground Atlanta" genannt, ist voll mit Restaurants und Souvenirgeschäften, ein beliebter Treffpunkt für Einheimische und Gäste. Weitum sichtbar sind dort an den Säulen Gebote und Verbote plakatiert. Lärmen, Herumlaufen, und selbstverständlich der Handel mit Drogen sind verboten. Aber an oberster Stelle steht ein ganz anderer Paragraph: "1.) Es ist verboten, unanständige Gesten oder Wörter zu verwenden."
Nun glauben Sie vielleicht, daß es Ansichtssache ist, ob man gewisse Worte für unanständig hält oder nicht. Immerhin kommt ja unseren Schifahrern sogar im Fernsehen so mancher Kraftausdruck über die Lippen, wenn sie es einmal nicht so "sakrisch guat darwuschen" haben. Aber im amerikanischen Fernsehen gäbe es in so einem Fall keinen Pardon.
Die Rundfunkaufsicht verfügt hier sogar über eine Liste von sieben Wörtern, die in jedem Fall als unanständig gelten und daher nie in Radio oder Fernsehen vorkommen dürfen. Ich kann Ihnen anstandshalber nicht verraten, wie diese Wörter lauten. Aber ich kann Ihnen berichten, daß die Medien alles daransetzen, um sie keinesfalls auf Sendung gehen zu lassen. Wenn in Radioshows Zuhörer anrufen, dann gehen ihre Worte mit sieben Sekunden Verzögerung über den Sender. Das gibt den Technikern Zeit, notfalls auf die Taste zu drücken, die ein Wort durch einen Piepston ersetzt.
Die Jerry- Springer- Show im Fernsehen ist eine ziemlich ordinäre Talkshow. Dort sind oft die Piepstöne zahlreicher als die gesprochenen Worte. In dieser Show kommt es auch immer wieder vor, daß zerstrittene Studiogäste mit den Fäusten aufeinander losgehen. Da hat allerdings keine Behörde was dagegen. So lange die Studiokämpfer ihren Wortschatz sauber halten, können sie getrost die Fäuste sprechen lassen.



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