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von Peter Fritz
(Washington DC)

Nackte unerwünscht

Viele Jahre ist es her, da hat in den USA etwas begonnen, das man die "sexuelle Revolution" nannte. Jeder stellte sich darunter etwas anderes vor, aber im Prinzip ging es dabei um einen freizügigeren Umgang mit dem Geschlechtsleben und mit den nackten Tatsachen unseres Alltags.
Von alldem ist nicht mehr viel geblieben. Der Bürgermeister von New York läßt die Stripklubs schließen, die Sexblätter am Zeitungsstand sind mit undurchsichtiger Folie umhüllt, und bei den Filmen braucht die Zensur gar nicht erst mit der Schere zu kommen. Das vorsorgliche Entfernen heißer Stellen haben meist schon die Produzenten besorgt. Vor kurzem ist hier "Eyes Wide Shut" angelaufen, der letzte Film des verstorbenen Meisterregisseurs Stanley Kubrick. Aus Angst vor der Zensur griff Kubrick selbst in die digitale Trickkiste. Er ließ mit Computerhilfe angezogene Menschen ins Bild einblenden, die dem Betrachter den Blick verstellen, während sich unbekleidete Menschen im Hintergrund miteinander vergnügen. Nur in der amerikanischen Fassung allerdings. Den Europäern wird man die nackten Tatsachen unzensuriert zumuten.
Der Film ist übrigens ganz und gar nicht so gut wie weitum verkündet. Für die Rolle eines Mannes, der mit sexuellen Wahnvorstellungen kämpft, ist Tom Cruise denkbar ungeeignet. Da hätte man genausogut Fred Feuerstein dafür nehmen können.
Nochmals zu den Nackten: Seien Sie bei einem Amerika- Urlaub vorsichtig, wenn Sie mit der Familie baden gehen. Schon zweijährige Mädchen brauchen am Strand einen kompletten Badeanzug. Selbst Babys sollten beim Umziehen mit Badetüchern verhüllt werden. Anständige Männerbadehosen gehen hier fast bis zum Knie. Und wenn es im Hotel eine Sauna gibt, dann wird erwartet, daß man auch in der heißen Saunakammer die Badesachen anbehält. Das ist zwar nicht angenehm, aber anständig- und garantiert jugendfrei.