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Überseevon Peter Fritz
KlagetöneEinst waren es die gefürchteten Krieger der Schotten, die sich in ihren Schlachten von den Klängen der Dudelsackpfeifer begleiten ließen. Heutzutage können sie die getragenen Weisen der Dudelsäcke vor allem in Amerika hören, und da vor allem in New York, und da vor allem aus traurigen Anlässen. Die New Yorker Feuerwehr und die New Yorker Polizei haben „Drum and Pipe"- Einheiten, also Trommler und Dudelsackpfeifer, und diese Kapellen spielen ihre langgezogenen Klagetöne vor allem dann, wenn es Leute aus den eigenen Reihen zu betrauern gilt.Sie haben bei den Begräbnissen der Feuerwehrmänner und Polizisten gespielt, die beim Rettungseinsatz vom 11. September ihr Leben verloren haben. Sie haben Gedenkstunden und Gottesdienste begleitet, sie haben all diesen Anlässen ihren markanten musikalischen Stempel aufgedrückt. Letzte Woche hatte ich den Eindruck, daß ihre Klagetöne jetzt doch schon ein gutes Stück heiterer klingen. Sie haben bei der Feier gespielt, mit der die Aufräumungsarbeiten beim ehemaligen World Trade Center offiziell beendet wurden. Der Anlaß war ernst, er wurde würdig begangen. Aber trotzdem war die Stimmung bei dieser Feier um vieles gelöster als zuvor. Die Zuschauer applaudierten, als Feuerwehrmänner, Rettungsleute, Bauarbeiter und Angehörige der Toten aus der riesigen Grube heraufmarschierten, aus der jetzt alle Trümmer entfernt sind. Es scheint, als hätten sich in dieser Stunde auch die Seelen vieler New Yorker von einer Ladung Schutt befreit. Das Trauerjahr- vom Anschlag bis zur Gedenkfeier- hat hier genau 261 Tage gedauert. In New York geht eben alles ein bißchen schneller als anderswo. Copyright © |