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Übersee

von Peter Fritz
(Washington DC)



Sparzwang

Na also, jetzt weiß es sogar schon der Präsident. George Bush hat eine Expertenkommisison einberufen. Ihr Befund: Die Erdatmosphäre erwärmt sich weiter, und aller Wahrscheinlichkeit nach ist der Mensch daran schuld, weil er immer mehr Verbrennungsgase in die Luft bläst. Der Rest der Welt hat das ja schon etwas länger vermutet, aber George Bush paßte die Sache nie so ganz in den politischen Kram. Er verdankt seinen Aufstieg nicht zuletzt seinen guten Freunden im Ölgeschäft und in der Autoindustrie, und von ihnen ließ er sich lange Zeit erfolgreich einreden, daß der Klimawandel kein allzu ernsthaftes Problem wäre.
Aber in letzter Zeit sind George Bushs Leute etwas vorsichtiger geworden, wenn es um Energie, Abgase und die Umwelt geht. Schuld daran ist vor allem, daß die Preise für Benzin, Gas und Strom ständig gestiegen sind. Ausgerechnet in dieser Situation stellte sich Vizepräsident Dick Cheney hin und sagte: „Energiesparen ist vielleicht ein Zeichen von persönlicher Tugend, aber keine Grundlage für die Energiepolitik." Da platzte vielen Amerikanern der Kragen. Denn viele von ihnen sparen jetzt schon kräftig, nicht aus persönlicher Tugend, sondern unter dem Druck der hohen Preise. Die Welt der Leute, die mit wenig Geld auskommen müssen, ist Dick Cheney ziemlich fremd geworden. Er sitzt auf dutzenden Dollarmillionen, die er im Ölgeschäft erworben hat.
George Bush hat danach versucht, Schadensbegrenzung zu betreiben. Er hat das Energiesparen mit freundlichen Worten gepriesen, das sein Vize kurz davor voller Verachtung abqualifiziert hatte. Aber die Leute nehmen dem Präsidenten auch nicht mehr alles ab: Vor kurzem glaubten noch 63 von 100 Amerikanern, daß George Bush seine Sache gut macht, jetzt sind es gerade noch 55. Die Welt erwärmt sich, aber das Verhältnis der Amerikaner zu ihrem Präsidenten hat sich spürbar abgekühlt.



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