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Übersee

von Peter Fritz
(Washington DC)

Unter Kollegen

Man sagt uns Österreichern manchmal nach, daß wir obrigkeitshörig seien, daß wir viel Respekt zeigen vor den Trägern eines Amtskappels. Wir sind damit nicht allein auf der Welt. In 17 Regierungsgebäuden der USA haben sich die Sicherheitsbeamten auch sehr willfährig gezeigt. Jetzt staunt das ganze Land darüber, wie leicht sie sich übertölpeln ließen.
"WWir sind Polizeibeamte aus New York, und wir wollen uns hier im Gebäude einmal umschauen". Mit diesen Worten sind verdeckte Ermittler ins amerikanische Justizministerium, ins Außenministerium und sogar ins Hauptquartier des Geheimdienstes CIA gekommen. Sie sagten beim Eingang, daß sie bewaffnet waren. Worauf die Sicherheitsbeamten ihre vermeintlichen Kollegen höflich um den Metalldetektor herumlotsten. Die falschen Polizisten hätten Bomben aller Art einschmuggeln können, denn auch ihr dicker Aktenkoffer mußte nicht durch die Röntgenschleuse. Ihre gefälschten Dienstmarken hatten die falschen Polizisten übers Internet gekauft. Sie werden dort massenhaft angeboten.
Besonders peinlich ist die Sache dem US- Außenministerium. Dort ist erst vor kurzem in einem Konferenzraum eine russische Abhörwanze entdeckt worden. Zuvor war ein Unbekannter schnurstracks ins Vorzimmer der Außenminsterin marschiert, hatte einen Stapel Geheimdokumente an sich genommen und war damit verschwunden. Bis heute weiß niemand, wer der Unbekannte war. Und zu allem Überfluß stellte sich auch noch heraus, daß im Außenministerium 15 tragbare Computer verschwunden sind, mit Staatsgeheimnissen in ihren Speichern.
Ihren Polizistenschmäh haben die Ermittler übrigens auch an zwei Flughäfen ausprobiert. Sie wurden auch dort an den Röntgenschleusen vorbeigebeten, und dann bekamen sie noch eine Bestätigung, daß sie ihre Waffen getrost an Bord mitnehmen könnten. Man will ja unter Kollegen nicht allzu kleinlich sein.