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von Peter Fritz
(Washington DC)

Rosenkrieg

Die New Yorker sind von ihrem Bürgermeister Rudy Giuliani einiges gewöhnt. Als er zu einem Feldzug gegen Sex- Shops und Striplokale in seiner Stadt aufrief, waren die meisten New Yorker noch auf seiner Seite. Aber dann forderte er Strafen für Leute, die bei Rot über die Ampel gehen und schlußendlich ließ er das Halten von Frettchen in New Yorker Haushalten verbieten, nach einem Paragraphen, der die Nager auf eine Stufe mit Krokodilen und Giftschlangen stellt.
Spätestens da fragten sich viele, ob der Bürgermeister eigentlich keine anderen Sorgen hat. Doch, doch, er hat sie. Er liefert sich seit Monaten einen beinharten Scheidungskrieg mit seiner Frau. Das Ehedrama in der Hofburg, das Österreich vor Jahren bewegt hat, war ein harmloses Vorspiel dagegen.
Bürgermeister Giuliani wohnt in der gepflegten Amtsresidenz Gracie Mansion. Allerdings nur noch in einem Gästezimmer im Parterre. Der erste Stock gehört seiner Frau Donna Hanover und den beiden Kindern, elf und 15 Jahre alt. Sie will dort wohnen bleiben, solange die Scheidung noch nicht durch ist. Und sie hat per Gerichtsbeschluß erwirkt, daß sich ihre Rivalin, Judith Nathan, dem Bürgermeisterhaus nicht nähern darf, solange dort auch die Kinder wohnen. Wütend schlug der Bürgermeister zurück: Gegen das Hausverbot für seine Geliebte legt er Berufung ein, und er verlangt, daß seine Frau nicht mehr als „First Lady" von New York gelten soll.
Apropos Geliebte: Der Bürgermeister ließ in den Medien durchsickern, daß er eigentlich gar keine Geliebte haben könnte. Durch die Strahlenbehandlung seines Prostatakrebses hätte ihn nämlich, vorübergehend zumindest, die Manneskraft verlassen. So genau wollten es freilich selbst die tratschsüchtigen New Yorker nicht mehr wissen. Ihre Sympathie gilt mehr denn je der Noch- First Lady und ihrem Einsiedlerdasein im ersten Stock der Residenz.