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Übersee

von Peter Fritz
(Washington DC)



Der Mitbewohner

Seit Tagen wate ich knietief in Elektronen. Ich spreche in seltsamen Kürzeln, tippe abstruse Kommandos in eine Tastatur, starre auf einen Bildschirm, von dem mir ebenso abstruse Zeichen entgegenstarren. Wir bauen unser Computersystem im Büro um, und das führt zu ständig neuen Überraschungen. Wer hat eigentlich jemals angenommen, daß der Computer das Arbeiten erleichtern würde? Er tut es zwar, wenn er funktioniert, aber bis er soweit ist, hat er einem das Leben schon wieder um einiges saurer gemacht.
Im Büro ist der Computer nicht mehr wegzudenken. Bald gibt es hier in den USA auch kein Wohnhaus mehr, in dem nicht schon eine dieser Kisten steht. Kisten sind es fürwahr, meist grau, meist sperrig, und fast immer keine Zierde für den Raum, in dem sie stehen. Von 100 Amerikanern stellen 33 den Computer im Wohnzimmer auf, 28 in einem Heimbüro, 14 im Schlafzimmer, der Rest verteilt sich auf die übrigen Räume. Verlegenheitslösungen sind das zumeist, denn bisher gibt es kaum Architekten, die computergerechte Häuser bauen. Und es gibt wenige Designer, die einen Computer so gestalten können, daß er die Einrichtung des Hauses ziert. Seit Jahrtausenden werden Häuser um die Feuerstelle herumgebaut. Auch heute ist die Küche in den meisten Häusern der zentrale Raum. Konsequenterweise hat einer meiner Freunde auch den Computer in die Küche gestellt. Die Familie hat ihn aufgenommen wie ein neues Haustier. Er lärmt zuweilen, gibt seltsame Dinge von sich, aber er im Gegensatz zu einen Tierchen läßt er sich ausschalten, falls er unerträglich wird.
In Boston habe ich einmal eine Gruppe von jungen Computernarren besucht. Sie hatten sogar den kleinsten Raum ihres Hauses mit einem Computer ausgestattet. Vielleicht gar keine so schlechte Idee. Es soll ja viele Menschen geben, denen bei einer sehr alltäglichen Verrichtung die besten Ideen kommen.



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