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Übersee

von Peter Fritz
(Washington DC)

Leicht gebaut

Es wurde sehr schnell dunkel an diesem Frühlingsabend. Zuerst Regenschauer, dann Blitze, dann ein regelrechter Gewittersturm. Noch immer nichts wirklich besonderes, wenn da nicht die Stimme aus dem Radio wäre: Tornado- Alarm für Maryland! Wir wohnen in Maryland, nahe der Stadtgrenze von Washington. Aber die Alarmmeldung können wir zunächst kaum glauben. Denn von den Gegenden, in denen die verheerenden Wirbelstürme sonst zuschlagen, sind wir weit entfernt. Aber wenig später hören wir, daß die bedrohliche Tornado- Warnung kein Fehlalarm war. Der Sturm ist über den Ort La Plata hinweggefegt, nur ein Stück weit südlich von Washington.
Ungläubig starren wir am nächsten Tag auf die Fernsehbilder: Der Tornado hat den Ort fast zur Gänze zerstört. Immer wieder ist es erschreckend zu sehen, was nach einem Tornado übrigbleibt von einem amerikanischen Haus: Es ist nicht viel. Aus Tradition baut man hier die Häuser schnell und leicht. Ein Holzrahmen, eine Verkleidung mit Sperrholz, dann eine Hülle aus Blech oder Kunststoff drauf, das ist meistens alles, was ein Haus hier zum Haus macht. Und das ist auch in der berüchtigten „Tornado Alley" so, in der Gegend von Texas, Oklahoma und Kansas, wo alljährlich die schwersten Stürme niedergehen.
Man könnte die Häuser robuster bauen. Selbst die Holzkonstruktionen könnte man mit ein paar zusätzlichen Verstärkungen so weit bekommen, daß sie zumindest einem schwachen Tornado standhalten. Aber nur selten wird das auch gemacht. Die meisten vertrauen hier lieber einem gnädigen Schicksal und hoffen, daß der Fall des Falles für sie nicht zum persönlichen Ernstfall wird.