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Übersee

von Peter Fritz
(Washington DC)



Freudiges Ereignis

Beruflicher Erfolg und ein freudiges Ereignis haben sich bei Jane Swift fast zeitgleich eingestellt. Vor einem Monat ist sie mit gerade erst 36 Jahren Gouverneurin des Bundesstaates Massachusetts geworden, also so etwas wie eine Landeshauptfrau. Sie war die Stellvertreterin und rückte nach, als der Gouverneur zum Botschafter der USA in Kanada ernannt wurde. Eigentlich ein Routinevorgang. Außer daß Jane Swift beim Amtsantritt schon hochschwanger war- mit Zwillingen. Letzte Woche kamen die beiden Mädchen gesund und munter auf die Welt. Vor dem Krankenhaus in Boston berichteten die Fernsehstationen live über das Ereignis, das schon seit Wochen für Debatten gesorgt hatte. Jane Swift hatte sich nämlich geweigert, vor, während und nach der Geburt auch nur eine Stunde lang ihre Amtsgeschäfte abzugeben. Ihren Stellverteter wollte sie nicht ans Ruder lassen, weil er der gegnerischen Partei angehört und bei der nächsten Wahl gegen sie antreten könnte.
Eine Woche vor der Geburt hatten bei Jane Swift erste Wehen eingesetzt. Die Ärzte verordneten ihr Bettruhe. Sie amtierte daraufhin vom Krankenhaus aus, leitete eine Sitzung des Budgetausschusses übers Telefon und ließ sich von Mitarbeitern Papiere zum Abzeichnen ans Bett bringen. Jetzt, nach der Geburt ihrer beiden Töchter, will sie acht Wochen lang von zuhause aus amtieren und dann wieder voll ins Gouverneursleben einsteigen
Das klingt extrem, ist aber gar nicht so weit vom Alltag amerikanischer Mütter entfernt. Mutterschutzfristen und Karenzzeiten sind hier unbekannt. Schwangere Frauen arbeiten fast immer bis zum Einsetzen der Wehen. Ein paar Wochen nach der Geburt stehen dann sehr viele schon wieder im Beruf. Sie plagt die gleiche Angst, die auch Jane Swift erfaßt hat: daß nämlich der Posten weg sein könnte, wenn man sich auch nur etwas intensiver um die Kinder kümmern will.



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