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Überseevon Peter Fritz
Kühle ZeitenEs wird jetzt im Mai schon sehr sommerlich in Washington und Umgebung. Das ist die richtige Zeit, um einen Pullover einzupacken und stets griffbereit zu halten. Denn der Sommer kann hier die kühlste Jahreszeit von allen sein, in den Innenräumen nämlich. Die werden von den allgegenwärtigen Klimaanlagen heruntergekühlt bis nahe an den Gefrierpunkt. Egal, ob Büro, Theater, Schule oder Kino: Erst wenn alles so kühl wie möglich ist, wird es den Amerikanern warm ums Herz.Von zehn Häusern in den USA sind sieben klimatisiert. Wenn ich im Sommer durch meine ruhige Wohnstraße gehe, dann summt es hier wie aus hundert Bienenschwärmen. Neben jedem Haus steht der lauteste Teil der Klimaanlage, ein großer, kistenförmiger Ventilator, der Tag und Nacht vor sich hinlärmt. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als hier der Wohlstand immer größer wurde und die Energie immer billiger, da hat der Siegeszug der Kühlanlagen begonnen. Ganze Landstriche, etwa die trockenen Wüsten des Südwestens, sind erst durch die Klimaanlagen zur begehrten Wohngegend geworden. In der Stadt Houston in Texas gibt es Familien, die im Sommer wochenlang keine wirkliche Sommerluft atmen. Aus dem klimatisierten Haus geht es dort direkt in die ebenfalls klimatisierte Garage, dann im gekühlten Auto weiter ins kalte Büro oder zum Einkaufen in die Supermärkte, in denen man sich fühlt wie in einem einzigen, riesengroßen Tiefkühlregal. Sogar das riesige Sportstadion von Houston, der Astrodome, ist klimatisiert. Das Spielfeld bedeckt ein saftig grüner Kunststoffrasen. Vom früheren Präsidenten Richard Nixon wird berichtet, daß er auch im Sommer gerne ein Kaminfeuer brennen ließ im Weißen Haus. Zugleich drehte er dann die Klimaanlage auf höchste Leistung. So konnte er frieren, während er ins Feuer schaute. Der Mann hatte einen etwas eigenartigen Sinn für echte Gemütlichkeit. Copyright © |