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Übersee

von Peter Fritz
(Washington DC)



Essen im Süden

Tief im Süden der USA, im Bundesstaat Louisiana, ist vieles anders und ungewohnt. In der Stadt Lafayette können Sie auf der Straße viele Amerikaner sehen, die miteinander französisch reden. Das sind die Cajuns. Ihre Vorfahren, die Acadiens, wurden vor mehr als 200 Jahren aus Kanada vertrieben. In Louisiana haben sie eine neue Heimat gefunden. Wenn Sie im Rest der USA in ein Lokal gehen, dann stehen auf dem Tisch Salz- und Pfefferstreuer und eine Flasche mit Ketchup. Wenn Sie im Land der Cajuns essen gehen, dann stehen dort kleine Fläschchen auf dem Tisch, mit Saucen in drei Geschmacksrichtungen: scharf, sehr scharf und unverschämt scharf.
Gekocht wird hier mit vielen Gewürzen und mit besonderer Vorliebe für Wassergetier. In den letzten Wochen hatte dort der Crawfish Saison. Das ist kein Fisch, sondern ein sehr schmackhafter Krebs, der auf hunderterlei Arten zubereitet werden kann. Die Küche hat dort aber auch noch etwas ganz anderes auf Lager: Der Alligator, der Schrecken der Sümpfe von Louisiana, kommt hier als Delikatesse auf den Tisch. Gebraten, gebacken oder gegrillt. Der Geschmack soll an Geflügel erinnern (ja, ich geb´s zu, ich habe mich nicht drübergetraut). Böse Zungen behaupten, daß der Alligator nicht wegen seines Geschmacks gegessen wird, sondern wegen tiefsitzender Angst- und Rachegefühle. Wir essen dich, damit du uns nicht mehr essen kannst, heißt die Devise.
Das ist aber noch gar nichts gegen gewissen Eßgebräuche im Bundesstaat Kentucky. Dort werden auf dem Land immer noch ganz gerne Eichkätzchen gegessen. Ihr nicht einmal nußgroßes Gehirn hat früher als besondere Delikatesse gegolten. Erst als es in Verdacht geriet, beim Menschen eine Nervenkrankheit ähnlich dem Rinderwahnsinn auszulösen, haben Ärzte dringend vor seinem Genuß gewarnt. Mahlzeit! Ich hoffe, Sie sitzen nicht gerade beim Essen.



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