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von Peter Fritz
(Washington DC)

Hilfloser Helfer

Unfall in den Morgenstunden auf der Autobahn Richtung Washington: Eine Frau liegt schwer verletzt auf der Fahrbahn, sie ist aus dem Auto geschleudert worden. Bleibt jemand stehen? Hilft jemand? Ein einziger ist dazu bereit: der Berufssoldat Odie Butler. Er hält an, stellt sich zur Schwerverletzten und leitet den Verkehr an ihr vorbei, bis die Rettung endlich kommt. Butler riskiert in diesen 15 Minuten sein Leben, denn die wenigsten Autofahrer nehmen Rücksicht. Auf beiden Seiten drängen sich die Autos haarscharf an der Unfallstelle vorbei. Die Fahrer beachten Marta Duran kaum, die Frau, die verletzt auf dem Asphalt um ihr Leben zittert.
Selten hat der Helfer Odie Butler so viele Beschimpfungen einstecken müssen wie in diesen 15 Minuten: "Steh nicht im Weg, ich muß zur Arbeit", brüllen viele. Ein Polizeisprecher sagt: "Die Autofahrer haben die Verletzte auf dem Boden einfach wie ein Stück Schrott behandelt".
Generell wird Autofahrern hier empfohlen, bei Unfällen nicht selbst zu helfen. An vorgetäuschten Unfallstellen wurde schon so mancher ausgeraubt, und immer wieder ist von Unfallopfern die Rede, die ihren Helfern wegen falscher Behandlung Millionenklagen angehängt haben. Aber was hier passiert ist, das fällt in eine andere Kategorie: statt Nichtbeachtung auch noch Beschimpfungen, für einen schwerverletzten Menschen, und für einen anderen, der hilft, ohne allzulange zu überlegen.