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Übersee

von Peter Fritz
(Washington DC)

Im Süden

Die Frage haben wir sehr oft gehört: „Was- ihr wollt mit euren Kindern dorthin fahren?" Wir sind nach New Orleans gefahren. Die Stadt gilt als lustig, laut und sündhaft. Für noble Feinschmeckerlokale ist die Stadt ebenso bekannt wie für schummrige Striptease- Bars. Beides nicht gerade Plätze, die man gerne in Begleitung von Kindern betreten würde.
Unsere Wahl hat sich trotzdem als goldrichtig erwiesen. Klein- Klara und Klein- Simon sind begeistert von New Orleans. Denn diese Stadt hat etwas, was in den USA ziemlich selten ist: ein reges Leben und Treiben auf den Straßen und Plätzen der Altstadt. Es gibt so viel zu beobachten, daß Kindermünder ständig offenstehen. Vor der alten Kathedrale spielt die Jazzband auf, daneben vollführt ein Feuerschlucker seine Künste. Dann tritt ein Clown auf die Kinder zu, formt aus langen Luftballons Teddybären oder abenteuerliche Hüte und setzt sie den Kleinen auf. Jetzt muß Papi in Aktion treten, denn ist üblich, den Künstler mit einem Dollarschein zu honorieren. Papi muß auch fünf Minuten später mit dem Gebrüll der Kinder fertigwerden, denn spätestens dann pflegt den Ballonkunstwerken die Luft auszugehen.
Die Gegend, in der Kinder und Eltern gleichermaßen ins Staunen kommen, beginnt gleich draußen vor der Stadt: die Bayous, das Labyrinth der Wasserläufe in der Sumpflandschaft des Mississippi- Deltas. Bei der Bootsrundfahrt sieht man Wasservögel, Schildkröten, vor allem aber die Herrscher der Gegend, die Alligatoren. Der Kapitän lockt die größten unter ihnen ans Boot heran. Er muß ihnen kein Fleisch zum Fraß vorwerfen. Die Krokodile lassen sich gerne mit Marshmallows ködern, mit Bällen aus Zuckerwatte, die auch kleinen Kindern sehr gut schmecken. Klara und Simon waren hoch erfreut. Es kommt ja schließlich nicht alle Tage vor, daß man mit dem Schrecken der Sümpfe das Lieblingsfutter teilen kann.