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Übersee

von Peter Fritz
(Washington DC)



Weg damit

Die Amerikaner sind die Weltmeister im Wegwerfen. Wenn ich hier mit meinen Kindern ins Schnellrestaurant gehe, dann bleibt danach ein Berg aus Plastiktellern, Plastikbesteck und Plastikbechern auf dem Tablett zurück. Es ist üblich, daß jeder seinen Abfallberg selbst zur großen Tonne trägt, die irgendwo beim Ausgang steht. Mülltrennung findet dort nicht statt. Alles landet unsortiert im allgemeinen Abfall und später auf riesigen Deponien.
In der Stadt Washington kommen sogar Glasflaschen in den Müll, ebenso wie Zeitungspapier. Früher wurde getrennt gesammelt, aber das kam teurer als der allgemeine Wegwurf. Anders sieht es ein paar Kilometer vor der Stadt aus, im Bundesstaat Maryland, wo ich wohne. Dort stecken wir alles, was sich weiterverarbeiten läßt, in eine blaue Tonne: Glas, Plastik, Metall, alles bunt durcheinander. Später sortieren andere Leute das Gemisch wieder in seine Bestandteile zurück, und das Recycling kann beginnen.
Das Wort Recycling ist hier in Amerika erfunden worden, es bedeutet soviel wie "In den Kreislauf zurückführen". Aber in der Praxis ist damit oft nicht sehr weit her. Die "Washington Post" hat enthüllt, daß selbst die Gesetzgeber auf dem Kapitol in dieser Hinsicht sehr lax sind. Die Abgeordneten und ihre Mitarbeiter verbrauchen Unmengen von blütenweißem Kanzleipapier. Eine Firma nimmt das Papier zurück und zahlt sogar dafür, aber nur dann, wenn es sortenrein gesammelt wird. Die Aktion läuft mit äußerst geringem Erfolg. Auch beim Abgeordneten Don Young landet wieder alles ungetrennt im Müll, sogar die Coladosen. Und das, obwohl Young Vorsitzender eines Umweltausschusses ist. "Früher haben wir den Müll im Büro brav getrennt", sagt Young. "Aber dann sind die Putzfrauen gekommen und haben alles wieder zusammengekippt." Eine Übermacht, vor der selbst der mächtige Abgeordnete bedingungslos kapituliert hat.



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