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von Peter Fritz
(Washington DC)

Ratgeber für Austria

Die Welt jenseits der Landesgrenzen ist für viele Amerikaner eine völlig unbekannte Gegend. Millionen US- Bürger besitzen nicht einmal einen Reisepaß. Wenn sie Urlaub machen, dann bleiben sie gerne im eigenen Land. Schöne Gegenden gibt es in den Vereinigten Staaten zuhauf. Und landauf, landab, zahlt man mit dem selben Geld, ernährt sich in den selben Kettenrestaurants und spricht die selbe Sprache. Wer es aber dennoch wagt, von den USA aus ins Ausland vorzudringen, der ist für jeden Tip dankbar.
Denken wir etwa an einen amerikanischen Geschäftsmann, der sich ins unbekannte Land Austria aufmacht, um den dortigen Einheimischen etwas zu verkaufen. Das US- Handelsministerium bietet in einem Merkblatt erste Hinweise. Da heißt es zum Beispiel, daß sich die Österreicher sehr gerne mit ihrem Titeln anreden lassen („Herr Doktor", „Herr Diplomingenieur", „Herr Generaldirektor"). Auch wird vermerkt, daß man im Juli und August lieber keine Geschäftsreisen nach Österreich unternehmen sollte, weil selbst wichtige Leute aus der Wirtschaft bis zu vier Wochen Sommerurlaub genießen. Für die Amerikaner ist das ein nahezu sündhaftes Privileg.
Wer sich an den Computer setzt und im Internet herumstöbert, der kann über Sitten und Gebräuche in Austria noch viel mehr erfahren. „In Österreich ist es üblich, daß alle Männer aufstehen, wenn ein Frau den Raum betritt", lese ich auf einer Ratgeberseite. Klingt schön, ist aber vielleich nicht mehr ganz wahr. „Verwechseln Sie nie einen Österreicher mit einem Deutschen, auch wenn er die selbe Sprache spricht". Auch das stimmt vielleicht nicht mehr ganz. Dem Vernehmen nach gibt es jetzt schon österreichische Landsleute, die sich im Ausland lieber als Deutsche ausgeben. Nicht um dem Deutschnationalismus zu huldigen, sondern um den sonst unvermeidlichen Diskussionen über die aktuelle Tagespolitik zu entgehen.