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von Peter Fritz
(Washington DC)

Sommerpläne

Das waren noch Zeiten, als die Kinder einfach schwimmen gehen konnten im Sommer. Oder radfahren. Oder faulenzen. Hier in den USA preßt man die Kinder auch in den Sommerferien in ein Schema geregelter Aktivitäten. Summer Camp heißt das Zauberwort. Das ist ein Sommerferienlager, in das ein Kind von heute nun einmal zu gehen hat, zumindest ein paar Wochen lang während der großen Ferien.
Es gibt Summer Camps schon für eineinhalbjährige Kinder, mit Musik, Tanz und Spiel. Es gibt Camps, in denen Achtjährige das richtige Spekulieren mit Aktien an der Börse erlernen können. Es gibt auch regelrechte Abenteuerurlaube für Halbwüchsige: Kreuzen auf dem Segelschiff vor der Küste des Bundesstaates Maine, das Beobachten von Haifischen, Walen und Delphinen steht auf dem Programm.
Eltern greifen tief in die Tasche, um ihre Kinder ins Camp schicken zu können. Denn es geht hier auch darum, das Sommerlager zu finden, in dem die Sprößlinge die "richtigen" Gefährten kennenlernen. Sie sollen schon im zarten Jugendalter Beziehungen aufbauen, die ihnen später, im wirklichen Leben, nützlich sein können. Wer glaubt, daß nur in Österreich alles über Beziehungen läuft, der hat Washington noch nie erlebt. Networking heißt hier das Gebot der Stunde, und das bedeutet soviel wie: ein Netzwerk aus Beziehungen aufbauen, im Dienste des persönlichen Vorteils.
Als Ausländer, die sich nur zeitweise hier aufhalten, können wir dem Treiben ziemlich gelassen zusehen. Aber an der sommerlichen Verpflichtung kommen auch wir nicht vorbei. Klein - Klara wird mit ihren dreieinhalb Jahren schon ein Camp- Kind sein. Allerdings nur in der Schmalspurvariante. Das Ferienlager findet auf gewohntem Territorium statt, auf dem Spielplatz ihres Kindergartens. Nur schade, daß die Kleine von diesem Camp noch keinen sicheren Aktientip für Papa mitbringt.