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Übersee
von Peter Fritz
(Washington DC)
Der aalglatte Willie
Die Amerikaner verpassen ihren Politikern gerne ein Etikett, einen Beinamen, der sie noch Jahrzehnte nach ihrem Abtreten begleitet. Bill Clintons Vorvorgänger Ronald Reagan war bekannt als der Teflonpräsident, von dem alle Anschuldigungen nur so abprallten. Bill Clinton ist dagegen wie ein Korkstoppel: Immer wieder obenauf, auch wenn die Wellen meterhoch über ihm zusammenschlagen. Schon lange vor seiner Wahl zum Präsidenten hatte Clinton den Beinamen "Slick Willie", der aalglatte Willie, der seinen Kopf stets noch rechtzeitig aus der Schlinge zieht.Auch die Entscheidung von Richterin Susan Webber Wright in Arkansas weist in diese Richtung: Sie hat die Klage der früheren Staatsangestellten Paula Jones abgewiesen, sie hat dem Präsidenten aber keineswegs eine blütenweiße Weste bescheinigt. Sinngemäß steht in ihrem Urteil: Es könnte durchaus sein, daß Bill Clinton Paula Jones in eindeutiger Weise bedrängt und zum Sex aufgefordert hat. Aber dieser eine Fall, selbst wenn er sich wie beschrieben ereignet hat, war nicht schwerwiegend genug, um vor ein Geschworenengericht zu kommen.
Bill Clinton ist wieder einmal davongekommen, politisch sitzt er fürs erste wieder fest im Sattel: strahlend, aalglatt und immer noch beliebt bei den typischen amerikanischen Durchschnittsbürgern. Die haben ohnehin schon vor der letzten Wahl gemeint: "Wir wählen ja einen Präsidenten und nicht den Papst".
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