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Übersee
von Peter Fritz
(Washington DC)
Einheitstracht
Die gute Nachricht zuerst: In neunzig Prozent der amerikanischen Schulen hat es im letzten Jahr keinerlei Gewaltexzesse oder kriminelle Übergriffe gegeben. Aber jetzt werfen wir einmal einen Blick auf die restlichen zehn Prozent. Dort gab es im letzten Schuljahr- halten Sie sich fest- mehr als 4.000 Vergewaltigungen oder andere Sexualdelikte, mehr als 7.000 Raubtaten und mehr als 11.000 Streitigkeiten, bei denen Waffen im Spiel waren. Diese Zahlen sind übrigens als Fortschritt gefeiert worden, denn es war schon einmal viel schlimmer. Brennpunkte der Gewalt waren wieder einmal Schulen in den trostlosen Elendsvierteln der Großstädte.Die Schulbehörde von New York glaubt jetzt, ein neues Mittel gegen die Kriminalität gefunden zu haben: Vom nächsten Herbst an müssen alle Schüler zwischen sechs und zwölf Jahren Schuluniformen tragen, das wurde soeben beschlossen. Kinder sollen aufhören, einander Straßenschlachten um Designerjeans oder Sportschuhe zu liefern, außerdem sollen die Schuluniformen einen neuen Gemeinschaftssinn schaffen, mit weniger Ablenkung durch optische Reize.
Ist das wirklich der einzige Weg? Müssen die Staatsbürger von morgen tatsächlich von klein auf im Einheitsgewand stecken, um den Wert des Zusammenhaltens kennenzulernen? Auch viele Eltern fürchten, daß Selbständigkeit und Kreativität leiden werden unter dem Zwang zur Einheitstracht, aber auf ihre Stimmen hat man in New York nicht gehört.
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