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Übersee

von Peter Fritz
(Washington DC)



Neue Pflichtlektüre

Was muß ein junger Amerikaner wissen, um als vollwertiger Staatsbürger gelten zu können? Die Schulbehörde von San Francisco wirft alle bisherigen Vorstellungen über den Haufen: Sie will die Leselisten der Schüler umstellen, 70 Prozent des Pflichtlesestoffes sollen in Zukunft auf Autoren entfallen, die in den USA einer Minderheitengruppe angehören: Schwarze Autoren aus den USA gehören dazu, die großen spanischsprachigen Schriftsteller aus Südamerika ebenso wie Autoren aus Asien. Die Befürworter argumentieren damit, daß schon bis zu 70 Prozent der Schüler einer Minderheitengruppe angehören. Es sind Kinder südamerikanischer Eltern, die zuhause Spanisch sprechen, es sind Kinder chinesischer und koreanischer Eltern, die oft gerade erst eingewandert sind.
Für alle Schüler waren bisher weiße, englischsprachige Autoren die dominierende Pflichtlektüre, von Shakespeare bis zu Mark Twain. Damit war auch klargestellt, daß die amerikanische Gesellschaft in erster Linie auf europäische, vor allem englische Traditionen Wert legt. Aber schon heute sprechen 64 Prozent der Einwohner von Miami zuhause eine andere Sprache als Englisch, meistens Spanisch.
Pessimisten befürchten, die amerikanische Gesellschaft könnte entlang neuer Sprachgrenzen auseinanderfallen. Optimisten hingegen meinen, daß gerade die Vielfalt die größte Kraftquelle des Landes ist, und das gilt für spanische "Estados Unidos" genauso wie für die altvertrauten, englischen "United States".

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