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Übersee

von Peter Fritz
(Washington DC)



Börsenkrach

Am Flughafen von Miami steige ich in den Bus, der die Passagiere zum Autoverleih bringt. „Hallo, mein Name ist Roberto" meldet sich der Fahrer über den Lautsprecher. „Wir haben wunderbares Wetter hier, es wird auch morgen sonnig und warm sein." Soweit die gute Nachricht. Dann redet Roberto weiter: „Für die von Ihnen, die sich für die Börse interessieren- der Dow Jones-Index ist heute um 249 Punkte gefallen." Ein kollektives Aufseufzen geht durch den Bus. Die Börse kracht, und ein ganzes Land leidet mit.
MMillionen Amerikaner haben große Teile ihres Vermögens in Aktien investiert. Das war in den letzten Jahren eine gute und sinnvolle Sache. Jedes Jahr brachten Aktien mehr ein als jede andere Form der Geldanlage. Wer in den USA seiner Familie ein gutes Auskommen verschaffen will, muß sein Geld so gut wie möglich arbeiten lassen. Wer will, daß seine Kinder an einer guten Universität studieren, der muß schon bei der Geburt der lieben Kleinen mit der Vorsorge beginnen. Bis zu einer halben Million Schilling kann ein Studienjahr pro Kind locker kosten.
Im Vertrauen auf stetig steigende Aktienkurse haben viele Amerikaner einen Schritt gewagt, den sie jetzt bitter bereuen. Sie haben Aktien gekauft- mit Geld, das sie gar nicht hatten. Bereitwillig streckten ihnen die Börsenfirmen das Geld vor, zum marktüblichen Zinssatz, versteht sich. Wenn die Aktien zum Höhenflug ansetzen, ist das kein Problem. Man zahlt das Geld mit Zinsen zurück und kassiert immer noch den Kursgewinn. Aber jetzt sieht manches anders aus. Viele mußten einsehen, daß ihr großer Gewinn nur auf dem Papier Bestand hatte und bald verschwand. Die Schulden hingegen blieben bestehen. Anstelle des Studiengebühren gilt es jetzt, ein wesentlich unangenehmeres Lehrgeld zu bezahlen- und man bekommt am Ende nicht einmal einen Titel für das hart erworbene Stück Lebensweisheit.



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