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Übersee

von Peter Fritz
(Washington DC)



Keine Toleranz

Bradley Marrs und Dwight Jones sind Abgeordnete im Parlament von Virginia. Marrs ist Republikaner, Jones ist Demokrat. Aber sie haben ein gemeinsames Anliegen: Sie wollen, daß wieder ein bißchen Vernunft einkehrt im Umgang der Schulen mit ihren Schülern. Bradley Marrs ist der Kragen geplatzt, als ein Mitschüler seiner Kinder wegen verbrecherischer Umtriebe vom Schulbesuch ausgeschlossen wurde.
Sein Verbrechen: Er hatte einen Geburtstagskuchen in die Klasse mitgebracht. Seine Mutter hatte ihm ein kleines Plastikmesser dazugelegt, zum Aufschneiden. Ein Problem? Im Schulsystem von Virginia schon. Denn ein Messer gilt als Waffe, ganz egal, aus welchem Material. Genauso verhält es sich mit Medikamenten. Drogen haben in der Schule nichts verloren, das ist klar. Aber nach den strengen Vorschriften der Schulbehörde von Virginia gilt jedes Medikament als Droge. Wer mit einem Aspirin in der Schultasche erwischt wird, der fliegt aus der Schule, zumindest ein paar Tage lang.
Zero Tolerance- keine Toleranz- nennt sich dieser Irrwitz. Entstanden ist er, weil es sich die Lehrer nicht mehr zugetraut haben, selbständig zu entscheiden darüber, was gefährlich ist und was nicht. Daher wird vorsichtshalber alles verboten. Der Schüler Benjamin Ratner kann ein Lied davon singen. Eine Mitschülerin hantierte mit einem Messer, äußerte Selbstmordgedanken. Benjamin nahm ihr das Messer weg, kriegte von der Schulleitung höchstes Lob für sein entschlossenes Handeln- und wurde mit vier Monaten Schulverbot bedacht. Schließlich hatte er ein Messer in der Hand, und Vorschrift ist Vorschrift.
Mit ihrem Versuch, die Vorschriften vernünftiger zu machen, sind die Abgeordneten Marrs und Jones übrigens gescheitert. Denn die Schulbürokraten beharrten auf der Null- Toleranz- Regel. Klug ist sie diese Regel nicht. Aber sie erspart viel lästige Denkarbeit.



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