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Übersee

von Peter Fritz
(Washington DC)



Strom- Debakel

Letzte Woche war ich in Kalifornien unterwegs, um einer Frage nachzuspüren, die mittlerweile die ganze Welt beschäftigt: Wie kommt es, daß im reichsten Bundesstaat des reichsten Landes der Welt stundenweise die Lichter ausgehen, weil es keinen Strom mehr gibt? Die Kalifornier hatten bis zuletzt nicht daran geglaubt, daß es wirklich so weit kommen würde, aber Mitte Jänner wurde es bittere Realität: Die Stromfirmen legten der Reihe nach ganze Bezirke der Millionenstadt San Francisco lahm. Menschen blieben gefangen in steckengebliebenen Aufzügen. Verkehrsampeln fielen aus. Und die Geschäfte, die Kerzen und Taschenlampen feilhielten, wurden regelrecht gestürmt.
Die Stromkrise in Kalifornien hat eine ganze Reihe von Ursachen. Rasantes Wachstum von Bevölkerung und Wirtschaft, wenig Regen im Norden, wo die großen Wasserkraftwerke stehen, altersschwache Kaftwerke und Leitungen. Aber den größten Schaden hat ein Plan angerichtet, der den Stromkonsumenten eigentlich niedrigere Preise bescheren hätte sollen: Eine verpfuschte Freigabe des Strommarktes, die den Stromgroßhändlern sehr viel Macht gab, den Verteilerfirmen aber sehr wenig.
Nun ist Österreich auch gerade drauf und dran, den Strommarkt zu liberalisieren. „Ihr Europäer habt es leichter", sagt mir mein Kollege John Blackstone vom Sender CBS in San Francisco. „Ihr könnt den Firmen immer noch drohen, daß sie zurückverstaatlicht werden, wenn sie über die Stränge schlagen sollten." Er meint damit, daß die Europäer traditionell mehr Vertrauen in den Staat haben und nicht unbedingt alles dem freien Markt überlassen wollen.
Wie man den Strommarkt fair und zum möglichst großen Vorteil aller freigibt, dafür gibt es wahrscheinlich kein Patentrezept. Aber Kalifornien gibt jetzt zumindest ein gutes Negativrezept ab: Ein Beispiel dafür, wie man die Sache auf keinen Fall angehen sollte.



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