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Übersee

von Peter Fritz
(Washington DC)



Im Eck

Wir werden uns den Film „The Sound of Music" noch sehnsüchtig zurückwünschen. Wenn hier von Östereich die Rede war, dann dachten die Amerikaner zuerst an diesen Film, an singende, tanzende, sympathische Österreicher, die einst von bösen deutschen Nazis verfolgt wurden. Jetzt sieht die Sache anders aus. Von „Österreichs extremistischer Versuchung" ist hier lesen. Dan Rather, der Starmoderator des Senders CBS, sagt in den Nachrichten wörtlich, „ein Bewunderer von Adolf Hitler" käme jetzt in Österreich zu Regierungsehren. Vor allem das Fernsehen zeichnet das Bild unseres Landes jetzt mit einem sehr groben Pinsel. In den großen Zeitungen sind wesentlich ausgewogenere Artikel zu finden, mit allerlei für und wider zur Situation, in die sich Österreich hineinmanövriert hat. Aber das, was beim Durchschnittsleser hängenbleibt, ist ein neuer Eindruck von Österreich, ein durchwegs negativer. Wir haben jetzt einen Stempel aufgedrückt bekommen. Wenn ein solcher Stempel einmal sitzt, dann kriegt man ihn nur sehr schwer wieder weg.
Denken wir nur an die vielen Stempel, die wir im Lauf der Jahre den Amerikanern verpaßt haben: Chicago, die Welthauptstadt der Gangster und des Verbrechens! Das hat vielleicht in den Dreißigerjahren gestimmt. Heute ist Chicago eine schöne und ziemlich sichere Stadt, aber an ihrem Ruf hat sie immer noch zu knabbern. Amerika, das Sündenbabel, Geburtsstätte der sexuellen Revolution! Längst vorbei, heute regiert die reine Prüderie. Die Umweltverpester, bei denen vor lauter Ölverschmutzung sogar ein See zu brennen beginnt! Das ist vor 30 Jahren passiert, in der Stadt Cleveland. Der See ist dort heute so sauber wie nie zuvor, aber noch immer will das keiner so recht glauben.
Jetzt stehen wir Österreicher im Eck, auf der Stirn den dunklen Stempel. Wir können ihn uns wegwünschen, aber verschwinden wird er dadurch nicht.



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