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Übersee

von Peter Fritz
(Washington DC)



Drei dunkle Tage

Es klingt wie das Knallen riesiger Sektkorken, begleitet von einem rötlichgelben Blitz. Wir sitzen in völliger Dunkelheit, nur alle paar Minuten dieses Blitzen. Als wir im Morgengrauen aus dem Fenster sehen, der erste Schock: Ein großer Baum ist umgestürzt, liegt quer im Vorgarten. Der Strom ist ausgefallen, nur aus dem batteriebetriebenen Taschenradio erfahren wir das volle Ausmaß des Geschehens. Mehr als 400.000 Menschen sind ohne Strom. Gefrierender Regen hat in der Nacht die Bäume zentimeterdick mit reinem Eis belegt, und das in einer Gegend, in der fast alle Häuser von Bäumen umgeben sind. Die tonnenschwere Last des Eispanzers hat die Bäume gefällt, und weil hier nahezu alle Stromleitungen oberirdisch verlaufen, ist das Ergebnis ein wahre Katastrophe. Ungläubig hören wir im Radio, daß der Stromausfall in einigen Gegenden bis Dienstag dauern könnte. Es ist Freitag früh!
Ohne Strom läuft auch die Heizung nicht; jetzt erst lernen wir die beiden offenen Kamine richtig schätzen. Nicht mehr als Luxus, sondern als blanke Notwendigkeit. Fast alle Geschäfte bleiben zu an diesen Tag. Nur der Supermarkt behilft sich mit einem Notstromaggregat. Abends blitzen dann die Lichtkegel unserer Taschenlampen durchs Haus. Jeder hilft sich, so gut er kann. Viele ziehen in ein Hotel, schon nach wenigen Stunden sind alle Betten voll belegt. Wir harren aus, weil wir befürchten, daß sonst die Wasserleitungen einfrieren. Außerdem können wir nicht so richtig glauben, daß im höchstentwickelten Land der Welt ein simpler Stromausfall so lange dauern kann.
Drei Tage und zwei Nächte ohne Strom sind es bei uns schlußendlich geworden. Und wir alle haben zugenommen in dieser Zeit. Kühlschrank und Gefriertruhe waren ohne Strom. Und so mußten wir essen, einfach nur, um unsere Vorräte vor dem sinnlosen Verrotten zu bewahren.



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