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Übersee
von Peter Fritz
(Washington DC)
Ein paar Stunden reich und schön
Kein Land der Welt ist so versessen auf seine Stars wie die Vereinigten Staaten. Wenn Sie nach Hollywood kommen oder nach Beverly Hills, in die Prominentenvororte von Los Angeles, dann können Sie dort Stadtpläne kaufen, auf denen die Wohnhäuser der Reichen und Schönen beschrieben werden wie seinerzeit nur die Wallfahrtskirchen. Wenn Sie hier einen Supermarkt betreten, dann lachen ihnen von den Titelseiten dutzender Zeitschriften die Stars und Starlets aus Film und Fernsehen entgegen. Einmal im Jahr, wenn sich die Stars zusammenfinden zur Oscar- Galanacht, dann schaut ganz Amerika im Fernsehen fasziniert zu, wie Prominente aus Limousinen steigen und den bereitstehenden Interviewern nette Nichtigkeiten ins Mikrophon sagen.Hunderttausende träumen hier davon, auch einmal zu diesem Prominentenclub zu gehören. Seit kurzem ist für sie bestens gesorgt: In der Nähe von Hollywood wurden die Tinseltown Studios eröffnet, zu deutsch Flitterstadt- Studios. Keine wirklichen Filmstudios, sondern ein Vergnügnungspark, der Erwachsenen für ein paar Stunden das Gefühl gibt, reich und berühmt zu sein.
Das ganze spielt sich ab wie die jährliche Oscar- Verleihung. Wer rund 500 Schilling Eintritt nicht scheut, der erlebt gleich beim Eingang das erste Abenteuer: Ein Schwarm von kreischenden Teenagern stürmt auf einen zu, bewaffnet mit Autogrammblöcken, Fotografen blitzen unaufhörlich, Kamerateams nehmen den Besucher ins Visier. All das spielt sich selbstverständlich auf einem langen roten Teppich ab. Weiter geht es zum Galadinner. Auf der Leinwand laufen nachgedrehte Filmszenen mit den Möchtegern- Prominenten, und dann werden aus den Anwesenden die Oscar- Gewinner gekürt, die zum Gaudium der Menge aufs Podium treten.
Danach heißt es freilich wieder zurück in den Alltag, mit einem wehmütigen Blick zurück auf den Stadtplan von Beverly Hills.
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